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Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) kommentiert:

Bielefeld (ots)

Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) kann sich
glücklich schätzen: In seinem Wahlkreis Schweinfurt-Kitzingen ist der
63-Jährige mit 100 Prozent Zustimmung zum Direktkandidaten für die 
Bundestagswahl 2009 nominiert worden.
In der Provinz ist Glos beliebt, auf der großen Bühne der Politik 
bekommt der Bundesminister für Wirtschaft und Technologie jedoch nur 
ganz wenig Applaus. Immer wieder setzt sich der CSU-Politiker 
zwischen alle Stühle. Zuletzt hatte es Kritik gehagelt, als 
ausgerechnet das Wirtschaftsministerium einen vierprozentigen 
Wirtschaftseinbruch im Jahr 2009 prognostizierte. Ausgerechnet der 
Bundeswirtschaftsminister, der dem Mittelstand in der Krise Mut 
zusprechen müsste, malte den Teufel an die Wand. Und sorgte somit 
zusätzlich für Angst und Unsicherheit. Beides ist Gift in der 
jetzigen Situation.
Der Bundeswirtschaftsminister macht keine gute Figur in der großen 
Koalition. Während Kanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Peer 
Steinbrück die Krise managen, wirkt Michael Glos blass. Welche 
Maßnahmen sind richtig? Wie sichern wir Arbeitsplätze? Wie 
stabilisieren wir das Bankensystem? Auf diese und andere Fragen hat 
Glos bislang kaum eine Antwort gegeben - sieht man einmal von seinen 
Dauerrufen nach Steuersenkungen ab. Man hat fast den Eindruck, Glos 
wäre gar nicht da. Er guckt zu, ist Zaungast, während Merkel und 
Steinbrück zumindest versuchen, Antworten auf die Fragen der Krise zu
geben.
Glos, der von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wird, hat es nicht
leicht. Und das weiß auch der politische Gegner, der sich auf den 
schwachen Wirtschaftsminister stürzt und ihn gar verspottet. Als in 
Bayern der Braunbär »Bruno« Schafe riss und später erschossen werden 
musste, bekam Glos von der SPD prompt den Spitznamen »Problembär« 
verpasst. Grünen-Fraktionschef Fritz Kuhn bezeichnete den CSU-Mann 
gar als »Null-Bock-Minister« und als »Schlaftablette auf zwei 
Beinen«. Und die Bundeskanzlerin lässt Glos, der übrigens vom 
Merkel-Rivalen Friedrich Merz beraten wird, abblitzen, wo sie nur 
kann.
Aber das »Problem Glos« ist auch das Problem der Kanzlerin selbst. 
Seit jeher nimmt die Union für sich in Anspruch, die Partei zu sein, 
die für kompetente Wirtschafts- und Finanzpolitik steht. Aber in 
dieser Legislaturperiode sind die Rollen vertauscht. Unter den 
Bundesministern macht eindeutig SPD-Mann Steinbrück die Musik, 
während Glos nur die Rolle des Zuschauers einnimmt.
Die Wirtschafts- und Finanzpolitik wird ein Schwerpunktthema des 
kommenden Bundestagswahlkampfes. Wenn die Union weiterregieren will, 
sollte sie hier mehr zu bieten haben. Namen werden bereits gehandelt.
Roland Koch sehen viele früher oder später in Berlin. Und Norbert 
Röttgen, parlamentarischer Geschäftsführer der CDU, gilt als großes 
Talent. Beiden werden gute Chancen auf die Glos-Nachfolge nachgesagt.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original content of: Westfalen-Blatt, transmitted by news aktuell

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