Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) kommentiert:
Bielefeld (ots)
Für manche Erkenntnisse gibt es keinen Wirtschaftsnobelpreis. Etwa dafür: Wenn die Verbraucher den vielleicht geplanten Kauf eines neuen Automobils verschieben oder wenn sie bei den Urlaubsausgaben sparen, haben sie um so mehr Geld für andere Dinge - zum Beispiel für Möbel. Wenn dann noch die Benzinpreise auf ein Niveau absinken wie zur Zeit, dann soll einer Branchenkonjunktur eigentlich nichts mehr im Wege stehen. Und doch: Es reicht offenbar nicht aus, dass die Verbraucher Geld haben. Es muss auch ein Angebot da sein, das sie zum Einkauf verführt. Ein Angebot, das Begehrlichkeit weckt. Neue und vor allem teure Möbel werden nicht gekauft, weil sie »gebraucht« werden. Wenn die deutsche Möbelindustrie warten würde, bis die Türen der letzten ererbten Schrankwand aus den Angeln fallen oder bis das letzte Sofa zerschlissen ist, müsste sie bald Konkurs anmelden. Auch der Bedarf, der dadurch entsteht, dass Menschen umziehen, reicht bei weitem nicht aus, um die Kapazitäten der Betriebe auszulasten. Wachstum entsteht durch Leidenschaft. Beispielsweise die Leidenschaft, die ein Mädchen für ihre Puppe entwickelt. Erwachsene mögen über Barbie die Nase rümpfen. Aber indem sie trotzdem ihrer Tochter den Herzenswunsch erfüllen, sorgen sie dafür, dass die Beschäftigten der Paderborner Möbelwerke Arbeit und Lohn erhalten.
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