Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Datenskandal bei der Bahn
Bielefeld (ots)
Hätten die Passagiere der Deutschen Bahn so wenig Zutrauen in die Zuverlässigkeit des Unternehmens wie das Management in die Mitarbeiter, so blieben wohl alle Züge leer. Fast möchte man die Bahn beglückwünschen, dass von 173 000 Beschäftigten 172 900 frei von jedwedem Korruptionsverdacht sind. Doch der Skandal, dass praktisch jeder inländische Mitarbeiter von »Big Brother« ins Visier genommen wurde, verstellt den Blick auf das Positive. Natürlich ist es Aufgabe einer Führung, Gesetzesverstöße zu verhindern. Dazu ist eine gewisse Überwachung unverzichtbar. Was aber hindert den Vorstand, das Ausmaß mit dem Betriebsrat abzustimmen? Die Kontrollsucht von Mehdorn & Co. sprengt jedoch das Maß des Erträglichen. Hier fehlt jedes Gespür für die Notwendigkeit des Datenschutzes. Dabei wäre es so einfach gewesen, jene, die überhaupt keine Möglichkeit haben, sich bestechen zu lassen, aus der Untersuchung herauszunehmen. Natürlich ist es im Zeitalter des Computers nicht besonders kompliziert, Daten in großer Zahl abzugleichen. Doch nicht alles, was einfach ist, ist erlaubt. Dass dies noch nicht ein Mal in einem Unternehmen gilt, das zu 100 Prozent in Staatsbesitz ist, vergrößert noch den Skandal.
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