Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zur Anklage gegen Dieter Althaus:
Bielefeld (ots)
Niemand möchte jetzt in der Haut des thüringischen Ministerpräsidenten Dieter Althaus stecken. Wie geht man - abgesehen von den eigenen körperlichen Verletzungen - damit um, dass ein Anderer durch das eigene Fehlverhalten ums Leben gekommen ist? Die Frage geht tiefer als die gerichtliche Anklage. Und die Antwort fällt schwerer als eine mögliche juristische Verurteilung. Es ist doch so: Überall verstoßen Menschen gegen Vorschriften. Im Straßenverkehr. Im Sport. Am Bau. Auch an anderen gefahrgeneigten Arbeitsplätzen. Hundert- und tausendmal geht es gut. Einige Male kommt es nur zum Beinahe-Unfall. Und dann passiert es: die Katastrophe, die ein Leben beendet. Juristisch ist der Verursacher zu bestrafen. Das ist der Rechtsstaat sich und dem Opfer schuldig. Aber reicht das aus? Hat er sich darüber hinaus nicht auch zum Beispiel als Ministerpräsident disqualifiziert? Christlich wäre es zu verzeihen. Dann könnte Althaus zurück in die Politik und an die Regierung. Immerhin ist er kein Wiederholungstäter wie der rasende Ex-NRW-Verkehrsminister Oliver Wittke. Doch am Ende kann man christliches Verhalten in der Demokratie nicht vorschreiben. Schon gar nicht dem Wähler.
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