Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu VW und Porsche:
Bielefeld (ots)
Ferdinand Piëch ist ein Mann, der das große Spiel und die leisen, wohl gesetzten Worte liebt. Und genau so hat er jetzt seinen Auftritt zelebriert, mit dem er das Ende der Amtszeit von Porsche-Chef Wendelin Wiedeking einläutete. Es ist schon einige Jahre her, dass Piëch bei der Präsentation eines neuen Fahrzeugs mit von der Partie war. Jetzt reiste der Aufsichtsratsvorsitzende gleich mit großem Gefolge an. Neben VW-Chef Martin Winterkorn demonstrierten dessen Vorstandskollege Horst Neumann, der oberste VW-Arbeitnehmervertreter Bernd Osterloh und in Olaf Glaeseker auch Niedersachsens Regierungssprecher eine so selten gesehene Einheit. Das Ziel des Auftritts ist eindeutig: Piëch will zeigen, dass er den Machtkampf hinter den Kulissen für sich entschieden hat. Der 72-Jährige wird bestimmen, wer zukünftig an der Spitze des Großkonzerns stehen wird. Da das nach den Äußerungen des Patriarchen aus Salzburg deutlich erkennbar nicht Wendelin Wiedeking ist, dürfte dessen Karriere auch bei Porsche beenden. Denn der Westfale ist ebenso wie Piëch oder auch VW-Chef Martin Winterkorn ein Alphatier, ein Leitwolf. Unterordnen fällt da schwer. Und das müsste er zweifelsohne tun, wenn der Sportwagenhersteller - auf welche Weise auch immer - im Großkonzern Volkswagen-Porsche integriert ist. Dabei hatte doch alles so gut für Wiedeking und Porsche ausgesehen. Es waren die Piëchs und Porsches, die dem Westfalen samt seinem Finanzkollegen Holger Härter den Auftrag erteilten, Strategien gegen eine möglicherweise drohende feindliche Übernahme von VW zu erarbeiten und auf diesem Weg das Imperium weiter zu stärken. Wiedeking erschien dafür der richtige Mann, war er es doch, der Porsche einst mit komplett neuen Ideen vor dem Abgrund gerettet hatte. Zunächst lief auch alles nach Plan. Doch dann machte Wiedeking entscheidende Fehler. Er zerbrach Porzellan, als er sich bei der Verkündung der Übernahme-Pläne mit Gewerkschaften, Betriebsrat und Landesregierung anlegte. Damit nicht genug, wagte er es, von Piëch über Jahre verfolgte und durchaus erfolgreiche Strategien in Frage zu stellen. Nicht gegeneinander wie bisher, sondern in einem gewinnbringenden Miteinander sollten die unterschiedlichen Konzernmarken in Zukunft auftreten, so der Plan Wiedekings, sollte er Chef der Porsche Holding und damit Herrscher über alles sein. Spätestens von diesem Moment an war der oft rustikal auftretende Westfale auf der Beliebtheitsskala Piëchs weit nach unten gerutscht - trotz aller wirtschaftlichen Erfolge in der Vergangenheit. Den Spitzen der vergangenen Wochen und Monate gegen den Chef der Sportwagenschmiede folgte jetzt ein Schlag. »Wiedeking war ein guter Vorstand für Porsche - in den vergangenen 15 Jahren.« Damit hat Piëch nichts anderes als die Trennung von Wiedeking angekündigt. Die wird kommen, vermutlich schneller, als viele denken.
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