Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Nordkoreas Atomtest
Bielefeld (ots)
Zu Ostern hatte US-Präsident Barack Obama noch die Vision einer atomwaffenfreien Welt beschworen. Ein russisch-amerikanische Vereinbarung zur Verringerung nuklearer Sprengköpfe sollte noch in diesem Jahr ein erster Schritt zur nuklearen Abrüstung sein. Wie hart Obamas Vision mit der Realität kollidiert, zeigt der zweite Atomtest Nordkoreas. Das kommunistische Regime in Pjöngjang provoziert mit diesem Test seinen ideologischen Erzfeind USA zum wiederholten Mal. Man kann die Politik der US-Regierungen gegenüber Nordkorea als gescheitert ansehen. Was auch immer in der Vergangenheit versucht wurde, um Nordkoreas nukleare Aufrüstung zu stoppen, es hat nichts gebracht. Diktator Kim Jong-Il hatte bisher Erfolg mit seiner Politik. Pjöngjang spielte immer das gleiche Spielchen mit seinen westlichen Verhandlungspartnern. Gegen das Versprechen, Nuklearanlagen abzubauen nahm Kim Jong-Il gern westliche Hilfe an, um letztlich dann doch wieder von den eigenen Versprechen abzurücken. Sanktionen haben Pjöngjang ebenso wie Verurteilungen durch die UN nicht von seinem Kurs abgebracht, Nuklearmacht zu werden. Die Frage stellt sich, ob das bettelarme Land mit dem nuklearen Drohpotenzial in der Hinterhand seine Verhandlungsposition verbessern will, um weitere westliche Hilfe zu erhalten. Dann gebe es eine Chance zu neuen Abrüstungsgesprächen, auch wenn an die Zuverlässigkeit des Verhandlungspartners Kim Jong-Il kaum noch jemand glaubt. An den Verhandlungstisch zurückkehren wird Nordkorea wohl nur, wenn es als Atommacht anerkannt wird und auf Augenhöhe mit den USA über einen umfassenden Sicherheitsvertrag verhandeln kann. Kim Jong-Il will ein solches Abkommen, um die vermeintliche Bedrohung durch die USA abwenden. Dazu ist Obama nicht bereit. Ebenso problematisch und von außen kaum beeinflussbar wäre die Situation, wenn die Atom- und Raketentests in diesem abgeschotteten Land Anzeichen von Machtkämpfen um die Nachfolge des gesundheitlich angeschlagenen Kim Jong-Il wären. Die Erfolgsmeldung des Atomtests könnte Kim helfen, seinen Nachfolgeplan durchzusetzen. Über die wahren Beweggründe der Tests kann man jedoch nur rätseln. Hoffnung setzen kann man in dieser angespannten Situation nur auf den letzten Verbündeten Pjöngjangs, die Volksrepublik China. Peking, der wichtigste Handelspartner Nordkoreas, ist in der Lage ernsthaft Druck auszuüben. Ohne die materielle Hilfe des großen Nachbarn wäre das Regime in Pjöngjang längst am Ende. Peking, das Nordkorea mittlerweile auch zur Aufgabe seines Atomprogramms bewegen will, fühlt sich durch die nuklearen Muskelspiele des kleinen Nachbarn brüskiert. China kann als Ordnungsmacht in der Region kein Interesse daran haben, dass Pjöngjang mit Atomwaffen die Nachbarstaaten in Angst und Schrecken versetzt und die gesamte Region destabilisiert.
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