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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Obama-Rede

Bielefeld (ots)

Die Verbesserung des Verhältnisses der USA zur
islamischen Welt ist eines der Wahlversprechen von Barack Obama. Das 
ist allein mit der Grundsatzrede in Kairo nicht zu schaffen. Das weiß
der Präsident. Nach den ersten überwiegend positiven Reaktionen 
scheint Obama aber den richtigen Ton getroffen zu haben.
 Das Bild der USA »nach Jahren des Misstrauens« - wie es Obama 
ausdrückte - in der arabischen Welt wieder zu verbessern, wird jedoch
ein langwieriger Prozess sein. Die Bereitschaft, sich gegenseitig 
zuzuhören und voneinander zu lernen, wie sie Obama den Muslimen 
anbot, muss langsam wachsen. Überwinden muss Obama auch die 
tiefsitzende Skepsis gegenüber der bisherigen amerikanischen 
Außenpolitik, die in der arabischen Welt die Machthaber hofierte, die
den US-Ölinteressen nicht im Wege standen. So wird auch die Äußerung 
Obamas, die USA seien »keineswegs eine eigennützige Imperialmacht« in
den muslimischen Ländern auf Skepsis stoßen. Die Bilder folternder 
US-Soldaten im Irak sind ein weiterer Mühlstein, die einen Wandel in 
den Beziehungen noch lange hinauszögern werden.
Gepunktet hat Obama mit seiner Feststellung, dass er als Präsident 
der USA negative Stereotypen über den Islam bekämpfen werde und den 
Islam nicht als Teil des Terrors sehe, sondern als Teil einer Lösung.
Bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass Obama zu seiner Rede in 
Kairo auch bekannte Kritiker des ägyptischen Präsidenten Mubarak 
eingeladen hat. Damit zeigt er, dass er nicht nur das Gespräch mit 
den arabischen Herrschern sucht, sondern auch mit der Bevölkerung. Er
erfüllt damit eine Forderung arabischer Oppositioneller und 
Menschenrechtler, die Washingtons Unterstützung für die 
undemokratischen Regime der Region in der Vergangenheit immer wieder 
kritisiert hatten.
 Kommentatoren in der arabischen Welt erwarten, dass Obama seiner 
Rede nun auch Taten folgen lässt. So wird der Lackmustest für Obama 
die Lösung des Nahostproblems sein. Auch das wird eine lange Zeit in 
Anspruch nehmen. Der neue US-Präsident hatte mit seiner Forderung an 
die israelische Regierung, den Siedlungsbau im Westjordanland zu 
stoppen, jedoch bereits vor der Kairoer Rede ein klares Zeichen 
gesetzt.
Obama kann man nur empfehlen, den von seinem Vorgänger praktizierten 
»Kuschelkurs« gegenüber Israel aufzugeben. Er wird all seine 
Überzeugungskraft einsetzen müssen, um die Israelis davon zu 
überzeugen, dass die dringend nötigen Zugeständnisse an die 
Palästinenser, was die Gründung ihres eigenen Staates angeht, den 
Fortbestand eines Staates Israel in sicheren Grenzen am besten 
garantieren kann. Seine Hoffnung, dass die Hamas in die Lösung des 
Konflikts einbezogen werden kann, wird sich kaum erfüllen. Nur Druck 
der USA auf Israel und Verhandlungserfolge für Palästinenserpräsident
Mahmud Abbas werden den Einfluss der Hamas-Extremisten zurückdrängen.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

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