Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Merkel-Besuch in Ostwestfalen:
Bielefeld (ots)
Wenn die »mächtigste Frau der Welt« (Forbes-Magazin) kommt, ist Ostwestfalens Unternehmer-Elite angetan und hoch interessiert. Beim Treffen von Angela Merkel und 41 heimischen Managern war gestern auch hinter verschlossenen Türen stets klar, wer die Hosen anhatte. Kein Widerspruch, schon gar nicht Beschwerden der Praktiker an die Adresse der da oben im fernen Berlin: die Kanzlerin kam, sagte klar an und siegte bei den heimischen Damen und Herren der Wirtschaft, weil sie zuhörte, Kompetenz bewies und allen das Gefühl von gemeinsamer Verpflichtung für das große Ganze (auf)gab. Voller Begeisterung über den klaren Führungsstil und die Detailkenntnis der Kanzlerin zeigten sich hinterher die heimischen Manager. Und Merkels Urteil zählt. Nicht umsonst darf die Wirtschaft Ostwestfalen-Lippes stolz auf seine versteckten Meister sein. Zu »Hidden Champions« in großer Zahl gratulierte Merkel höchst persönlich. Übereinstimmend berichteten Teilnehmer hinterher von konzentrierter Diskussion und fruchtbarem Meinungsaustausch, solange die Chefin der Deutschland AG am Kopfende der Manager-Runde residierte. Das spricht für die guten Manieren der ostwestfälischen Gesprächsteilnehmer, aber es sagt noch sehr viel aus über den glasklaren Regierungsstil Angela Merkels. Formal ging es um die Wirksamkeit des jüngsten Konjunkturprogramms. Merkel wollte wissen, wie die einzelnen Elemente greifen. Dabei war nicht ein einziges Mal vom Wahlkampf die Rede, und dennoch dürfte auch dieser Besuch Stimmensammlung auf der ganzen Linie gewesen sein. Selbst Merkels glückloser Gegenkandidat Frank-Walter Steinmeier wurde lobend erwähnt - wegen seiner Iran-Politik. Während der Vizekanzler gerade erst begonnen hat, eine »Allianz für den Mittelstand« zu schmieden, sprach die Unionschefin gestern bereits demonstrativ vom erfolgreichen Abschluss ihrer Mittelstandstour durch die Bundesrepublik in Ostwestfalen-Lippe. Auf das Fachgespräch in Bielefeld folgten gestern noch ein Besuch im münsterländischen Greven, ein Rede vor Tengelmann-Mitarbeitern in Mülheim und eine CDU-Wahlkampf-Kundgebung in Münster. Heute steht der Heimatwahlkreis Rügen auf dem Programm. Und alles sieht danach aus, dass sie ihren Schmuse-Wahlkampf fortführt. Steinmeier keilt (»Arbeitslose sind ihr egal«), Müntefering vergisst sich (»Frau Merkel, kommen Sie aus Ihrer schwarzen Ecke«), aber die Mutter der Nation bewahrt ruhig Blut. Das gefällt den heimischen Wirtschaftsführern. Sie haben Merkel bestärkt, mit der Sacharbeit fortzufahren. Die Kanzlerin hat verstanden. Es komme jetzt darauf an, schnell aus dem tiefen Konjunkturtal herauszukommen, zeigte sie sich am Ende des Bielefelder Gesprächs voll beschäftigt. Deutschland liege ganz gut im Rennen. Wer will da die Pferde wechseln?
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