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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum TV-Duell

Bielefeld (ots)

Ja, das Fernsehduell war über weite Strecken
langweilig.
Ja, weder Angela Merkel noch Frank-Walter Steinmeier haben in den zum
Höhepunkt des Wahlkampfes hochgejazzten 90 Minuten etwas zum Vortrag 
gebracht, was man so oder ähnlich nicht schon zig Male gehört hatte.
Ja, Kanzlerin und Kandidat haben sich nicht nur am Anfang, sondern 
auch am Ende die Hände gereicht und sich dabei überaus freundlich in 
die Augen gesehen. Ihr Verhältnis ist intakt, der Gesprächsfaden 
blieb heil.
 Ja, was haben wir denn erwartet? Wer auf einen Showdown zwischen 
Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier gehofft hatte, der musste 
bitter enttäuscht sein. Er musste aber auch in den vier Jahren der 
Großen Koalition den Schlaf des Gerechten geschlafen haben. Angela 
Merkel und Frank-Walter Steinmeier haben genau das gemacht, was man 
von ihnen erwarten konnte. Und sie haben alles unterlassen, was ihnen
sowieso nicht als echt abgekauft worden wäre. »Hier stehe ich und 
kann nicht anders«, meinte man beide hinter ihren Pulten rufen zu 
hören.
Schon vor langem hat sich die Kanzlerin entschieden, diesmal 
konsequent im Ungefähren zu bleiben. Sie liefert so das 
Kontrastprogramm zum Wahlkampf 2005, als die CDU/CSU erst sehr 
konkret wurde und dann eine sagenhafte Wahlschlappe erlitt.
Schon lange weiß Frank-Walter Steinmeier, dass er nicht das Talent 
des Politik-Schauspielers Gerhard Schröder hat. Also kehrte er nach 
einem kurzen, recht erfolglosen Versuch der Imitation auf seinen Weg 
zurück: sattelfest in den Details und beharrlich in der Sache. Dass 
sein Auftritt vom Sonntag nicht nur im eigenen Lager als Erfolg gilt,
hat vor allem einen Grund: Der Kandidat wurde zuletzt weit unter Wert
gehandelt.
 Steinmeier ist ein Opfer seiner Partei. Er hat nicht das Zeug, die 
SPD aus dem Tal der Tränen zu führen. Er kann aber sehr wohl Angela 
Merkel im Zwiegespräch die Stirn bieten. Das hat er bewiesen, noch 
dazu mit vielen, gut verständlichen Hauptsätzen.
 Die Kanzlerin erlebte den gegenteiligen Effekt. Sie blieb hinter 
ihren Möglichkeiten, noch mehr jedoch hinter den Erwartungen des 
Publikums zurück. Merkel brauchte zu lange, um auf Betriebstemperatur
zu kommen. Chancen, Steinmeier auf Distanz zu halten, gab es genug, 
aber sie nutzte sie nicht. Sie wollte es wahrscheinlich nicht einmal,
weil sie es als unaufrichtig empfunden hätte, den Mann vorzuführen, 
mit dem sie »vier Jahre lang gut zusammengearbeitet« hat. Das sagte 
sie oft.
 Einen Sieg kann keiner der beiden Kontrahenten auf diesem TV-Duell 
gründen. Viele Bürger schienen es geahnt zu haben. Sie ließen ihren 
Fernseher aus. Auch die Zuschauerbefragungen belegen: Im Wartesaal 
der Unentschlossenen herrscht weiter Hochbetrieb. Wie die Wahl am 27.
September ausgeht, bleibt offen.
 Für ein neuerliches totes Rennen aber ist man schon einmal 
gewappnet. Wilkommen in der Konsensrepublik Deutschland!

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original content of: Westfalen-Blatt, transmitted by news aktuell

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