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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema John Demjanjuk

Bielefeld (ots)

89 Jahre alt, schwach, im Rollstuhl sitzend, die
Augen stets geschlossen: Muss man mit einem solchen Menschen nicht 
Mitleid haben?
Die Frage verbietet sich spätestens von dem Augenblick an, als der 
Verteidiger zum ersten Mal das Wort ergreift und John Demjanjuk als 
»Opfer« bezeichnet. Das ist mehr als dreist. Er beleidigt die Opfer 
der NS-Vernichtungsmaschine. Demjanjuk war darin nach allem, was 
bekannt ist, kein großes Rad. Befehlshaber waren Deutsche, und sie 
saßen in Berlin. Doch sie brauchten willige Befehlsempfänger, die das
massenmörderische Werk umsetzten. Demjanjuk war ein Fußsoldat des 
Holocaust, der während seines Dienstes im KZ Sobibor, für den er sich
freiwillig gemeldet hatte, sein Gewissen ausschaltete. Schlimmer: 
Auch später und selbst noch unter dem Damoklesschwert der drohenden 
Hinrichtung in israelischer Haft zeigte er kein Anzeichen von Reue.
In einem Punkt hat der Verteidiger Recht: Nazi-Schergen mit noch 
größerer Schuld blieben ungestraft. Doch das berechtigt nicht zur 
Gnade für die Verbrecher, die sich spät, aber endlich vor der Justiz 
rechtfertigen sollen. Zigtausendfacher Mord verjährt nicht.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original content of: Westfalen-Blatt, transmitted by news aktuell

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