Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Flucht aus der JVA Aachen:
Bielefeld (ots)
Dass Landesjustizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter (CDU) mehr als vier Tage gebraucht hat, um aus der spektakulären Flucht der beiden Aachener Häftlinge die richtigen Schlüsse zu ziehen, ist kein gutes Zeichen. Wenn es einem einzigen Beamten möglich ist, Häftlingen sämtliche Türen und Tore zu öffnen und ihnen Dienstwaffen aus dem Tresor auszuhändigen, dann kann an den Abläufen im Gefängnis irgendetwas nicht stimmen. Das sah die Ministerin allerdings anders. Sie sprach bis Montagabend abwiegelnd von einem außergewöhnlichen Einzelfall. Erst gestern sagte sie zu, alles noch einmal auf den Prüfstand zu stellen. Die Einsicht kommt spät, aber noch rechtzeitig. Wären nämlich keine Änderungen angekündigt worden, wäre das eine Einladung an fluchtwillige Häftlinge gewesen, es auch mal zu probieren. Vielleicht nicht mit der Bestechung eines Beamten, aber mit Erpressung. Ein Komplize, der draußen die Familie des Vollzugsbeamten bedroht, würde vielleicht schon genügen. Müller-Piepenkötter muss jetzt aufklären, warum ihr Beamtenheer die Aachener Sicherheitslücke nicht erkannt hat.
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