Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) über Not und Armut
Bielefeld (ots)
Die Nachricht hat in der vergangenen Woche wie eine Bombe eingeschlagen: Superreiche spenden in den USA mindestens die Hälfte ihres Vermögens. Mehr als 100 Milliarden US-Dollar sollen auf diesem Weg zusammenkommen: eine gigantische Summe. Sofort wurden Vergleiche mit Deutschland gezogen. Es dauerte nicht lange, bis der erste Politiker die Frage stellte: Warum halten deutsche Milliardäre ihre Portemonnaies so fest verschlossen und nutzen ihr Geld so wenig, um Gutes zu tun? Nun ist es in der Tat auch in der Entwicklungszusammenarbeit so, dass ohne Moos nichts los ist. Das große Ziel, das sich die Vereinten Nationen zur Jahrtausendwende gesetzt haben, heißt: die Armut in der Welt bis 2015 halbieren. Das ist ohne Geld unerreichbar. Auf der anderen Seite ist Geld aber nur der Treibstoff. Er kann, wenn er den falschen Motor antreibt, auch viel kaputt machen. So haben etwa in der Vergangenheit große Staudammprojekte die Lebensbedingungen von Menschen zerstört, ohne ihnen eine Alternative zu bieten. Zugleich wurde auch mit weniger Geld schon viel Gutes auf den Weg gebracht. Die 1,8 Millionen Euro, die beispielsweise Opportunity International bisher an Spenden eingesammelt hat, sind im Vergleich zu den Milliarden von Warren Buffet und Bill Gates »Peanuts«. Aber als Mikrokredite für Arme halfen sie vielen Menschen auf der untersten Stufe der sozialen Entwicklung, sich selbst eine Existenz aufzubauen. Es gab einmal einen FDP-Politiker, der wollte das Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit einfach abschaffen. Inzwischen hat Dirk Niebel das Amt selbst übernommen und scheint einzusehen, dass Geld und Sachverstand doch notwendig sind, um die Welt voranzubringen. Eine gewisse Konkurrenz zwischen Beamten und privaten Organisationen bei Planung, Durchführung und Kontrolle von Hilfsprojekten dient dem gemeinsamen Ziel. Einige deutsche Milliardäre haben ihr Geld ins Ausland geschafft, um Steuern zu sparen. Dies sollte nicht den Blick auf Reiche verstellen, die einen Großteil ihres Vermögens dem Staat zurückgeben, in dem sie es in Stiftungen einzahlen. Ein paar Namen: Robert Bosch, Dietmar Hopp, Bertelsmann, Siemens, Krupp, Körber. Das wird nicht unkritisch gesehen, da Stiftungen das Geld auch nutzen können, um Einfluss auf die Politik und Meinungsbildung im Land zu nehmen. Denn wenige sind so unabhängig, dass die einstigen Besitzer keinen Einfluss mehr nehmen. Das gilt übrigens auch für die zu Recht viel gepriesene Stiftung von Bill Gates: Der Microsoft-Gründer hat sich bei jeder Ausgabe von mindestens einer Million US-Dollar das letzte Wort vorbehalten. Philanthropen - auch »Gutmenschen« genannt, weil sie ihr Geld verschenken, um Gutes zu tun - sind manchen verdächtig. Daran kann man nichts ändern. Diejenigen, die immer nur bekritteln, sollten jedoch ihre eigenen Motive durchleuchten. Die Welt braucht nicht weniger, sondern mehr Philanthropen.
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