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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Airbus A 380

Bielefeld (ots)

Ob immer schneller wie einst das Überschallflugzeug Concorde oder immer größer wie jetzt der Airbus A 380 - beim Traum vom Fliegen greifen die Entwickler gerne nach den Sternen. Getrieben sind die Konstrukteure einerseits sicher davon, die Möglichkeiten weiter auszureizen. Auf der anderen Seite steht der immense Kostendruck, der auf den Fluggesellschaften lastet. Je mehr Passagiere in einer Maschine sitzen, desto günstiger wird der Transport pro Fluggast. Dass bei diesem Streben nach Fortschritt auch die technischen Grenzen immer näher rücken, ist unausweichlich. Zudem ist der finanzielle Erfolg eines solchen Unternehmens oft ein Drahtseilakt - wie das Beispiel A 380 zeigt. Vom ersten Zeichenstrich an war die Geschichte des Riesenflugzeugs, in dem mehr als 500 Menschen Platz finden, geprägt von Pannen. Vor allem die Elektronik an Bord sorgte dafür, dass die Liefertermine immer wieder verschoben werden mussten. Verluste von mehr als fünf Milliarden Euro waren die Folge. Galt anfangs noch die Rechnung, dass 300 Flugzeuge verkauft werden müssen, um Geld zu verdienen, gehen Fachleute nun von fast der doppelten Anzahl aus. Airbus hofft, pro Jahr 24 Maschinen ausliefern zu können. Ein langer Weg also, bis sich das Projekt rechnet. Ein Projekt, bei dem es in Sachen Qualität und Sicherheit trotz des hohen Zeit- und Kostendrucks nicht die geringsten Abstriche geben darf. Deshalb ist es nur verständlich, dass Quantas seine A-380-Flotte am Boden lässt, um die Triebwerke zu untersuchen. Während die australische Fluggesellschaft offen mit den Problemen umgeht, hält sich der Triebwerkshersteller Rolls Royce sehr zurück. Der Grund dafür liegt auf der Hand. Das neue und extrem leistungsfähige Triebwerk ist nicht nur einfach in Brand geraten und ausgefallen. Teile des defekten Motors sind durch die Gegend geschleudert worden und haben das Flugzeug beschädigt. Aufgrund spezieller Konstruktions- und Materiallösungen bei den Triebwerken sollten aber eigentlich Trümmerteile erst gar nicht herumfliegen. Erschwerend kommt hinzu, dass die europäische Flugsicherheitsbehörde in Köln bereits im August eine generelle Materialermüdung bei dem jetzt betroffenen Triebwerkstyp festgestellt hat. Just an der Stelle, an der jetzt die Turbinenscheibe geplatzt sein soll. Mehr als fünf Millionen Passagiere sind bisher mit dem A 380 befördert worden und gesund ans Ziel gekommen. Die Hoffnungen von Airbus, den Erzrivalen Boeing mit dem Superflugzeug in die Schranken weisen zu können, sind damit gestiegen. Gerade auch deshalb muss mit größer Sorgfalt jedes Problem begutachtet werden, um nicht wie einst Ikarus zu enden. Dem Mythos zu Folge hatten den nämlich die Götter bestraft, weil er in seinem Übermut mit den Schwingen auf dem Rücken der Sonne zu nahe gekommen war.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

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