Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Schäubles Ausfall
Bielefeld (ots)
Wolfgang Schäuble hat in der Bundesregierung den undankbarsten Job. Er muss seine Ministerkollegen zum Sparen antreiben und auch in Steuerfragen gegenüber Bürgern unangenehme Entscheidungen treffen. Als Finanzminister ist er auf bestens motivierte und loyale Mitarbeiter angewiesen. Einen davon hat er nun verloren. Sein Pressesprecher Michael Offer kann die öffentliche Demütigung durch seinen Chef nicht auf sich beruhen lassen. Wie einen Schuljungen hat Schäuble seinen Untergebenen in einer Pressekonferenz vor laufenden Kameras vorgeführt. Was mag in dem vom Schicksal hart getroffenen CDU-Politiker vorgegangen sein, dass er so viel kalten Zynismus zeigt? Natürlich kann ein Minister von seinen gut bezahlten Mitarbeitern verlangen, dass sie seine Anordnungen befolgen. Und wenn etwas schief läuft, darf ein Chef seinem Angestellten den Marsch blasen - in bestimmtem, aber sachlichem Ton und vor allem nicht öffentlich. Schäuble hat sich im Ton vergriffen. Er hat zwar angedeutet, dass er zu weit gegangen ist. Den Mut zu einer öffentlichen Entschuldigung hatte er aber nicht.
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