Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT in Bielefeld zur desolaten Lage beim DSC Arminia Bielefeld
Bielefeld (ots)
Es ist noch keine zwei Jahre her, da träumte Arminia Bielefelds Sponsor Dirk U. Hindrichs vom dauerhaften Verbleib des DSC Arminia Bielefeld in der Ersten Fußball-Bundesliga. Sogar von der Teilnahme in einem internationalen Wettbewerb war die Rede. Heute, 20 Monate später, erlebt der Traditionsklub eine der schwersten Stunden seiner 106-jährigen Vereinsgeschichte. Arminia droht der Untergang. Dass die Hausbank alle Konten gesperrt hat, zeigt, wie ernst die Lage ist: Dem Verein steht das Wasser bis zum Hals. Die Volksbank hat angesichts der Schuldenlast von 27 Millionen Euro die Reißleine gezogen - damit ist das traurige Ende des DSC wohl nicht mehr abzuwenden. Die Banker jetzt als Schuldige für das Desaster verantwortlich zu machen, ist falsch. Verantwortlich sind die Verantwortlichen des Klubs. Pleiten, Pech und Pannen hat es ohne Ende gegeben. Die Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit reichen von lächerlichen Castings (Bommer gegen Lienen; Maul gegen Arabi), anonymen E-Mails bis hin zur »Heimspielsieg-Aktion«, die zu einem Riesenflop wurde. Die Episode Jörg Berger, das Finanz-Desaster rund um die neue Tribüne und nicht zuletzt die Jahreshauptversammlung im Sommer 2009 sind den Fans ebenfalls noch in schlechter Erinnerung. Hinzu kommt ein Kader, der zu keiner Zeit zweitligatauglich war. Dass im Verein fußballerischer Sachverstand fehlt, ist kein Geheimnis. Die vollmundige Ankündigung des Verwaltungsratsvorsitzenden Alexander Geilhaupt, einem IT-Manager aus Berlin, Arminia werde die »Rückrunde rocken« und mehr als 30 Punkte holen, spricht für sich. Dem Verein mangelt es aber nicht nur an fußballerischer Kompetenz. Es fehlt jemand, der den Klub zusammenhält, der Mannschaft und Trainer, aber auch Vereinsgremien, Fans, Sponsoren und Banken begeistert, ohne sich selbst zu wichtig zu nehmen. Präsident Wolfgang Brinkmann und Geschäftsführer Ralf Schnitzmeier besitzen diese Qualitäten nicht. Auch die Sponsoren haben ihren Anteil am Untergang. Unter den Geldgebern befinden sich zu viele, die zu sehr eigene Interessen verfolgen. Dirk U. Hindrichs und Gerhard Weber haben zwar immer wieder in die eigene Tasche gegriffen und den Verein am Leben gehalten. Aber ihr Einstieg in die Gremien Anfang 2010 hat keine wesentlichen Verbesserungen bewirkt. Im Gegenteil: Hindrichs und Weber, die heute zerstritten sind, zogen sich schnell wieder aus dem Aufsichtsrat zurück. Sie haben Hoffnungen geweckt, denen sie nie gerecht wurden. Was bleibt, sind traurige Erinnerungen und die bittere Einsicht, dass Arminia wohl wirklich am Ende angelangt ist. Die Hoffnung stirbt zuletzt - dieser Spruch ist richtig. Im Fall Arminia aber schon überholt.
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