Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Olympia-Vergabe
Bielefeld (ots)
Heute gegen 17.00 Uhr wird in Durban vom Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees der Ausrichter der Winterspiele 2018 bekannt gegeben. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass es München nicht sein wird. Und das hat dann wenig mit Altmänner-Klüngeln zu tun. Die Evaluierungskommission des IOC hat München zwar eine »starke Bewerbung« bescheinigt, aber der südkoreanische Mitbewerber wurde besser bewertet. Pyeongchang, Ausrichter der Biathlon-WM 2009, hatte auch Zeit, zu lernen. Schließlich ist es der dritte Anlauf der 50 000-Einwohner-Stadt, die Winterspiele auszutragen. 2010 wurden die Spiele in Vancouver ausgetragen, 2014 ist Sotschi die »Host City«. Sicherlich kommt es dem Favoriten zugute, dass der Hauptsponsor der obersten Olympioniken ein südkoreanisches Unternehmen ist. Wie wichtig Geldgeber sein können, wie unwichtig Traditionen, zeigte sich am deutlichsten bei der Ausrichtung der Spiele 1996, die bekanntlich in Coca-Cola-Town Atlanta und nicht in der Wiege der olympischen Bewegung (Griechenland, Athen) veranstaltet wurde. Natürlich geht es bei einer Entscheidung für Asien auch um die Gewinnung neuer Märkte, aber auch um Fairness. Münchens Verweis auf wintersportliche Tradition ist legitim, aber es mag viele erschrecken: Die Sportwelt ändert sich. Mit dem Argument Tradition ist es 2011 nicht mehr wirklich zu begründen, Olympische Spiele und Fußball-Weltmeisterschaften fast ausschließlich in Europa und Nordamerika auszurichten. So würde heute doch auch nur ein Lebensmüder sagen, Frauensport habe keine Tradition und solle deshalb nicht betrieben werde. Auch das Argument »Die anderen können es nicht« zieht nicht mehr. Egal, wie die Entscheidung ausfällt: Die deutschen Sportfunktionäre haben diesmal alles richtig gemacht. Sie haben sich auf die Winterspiele 2018 konzentriert, die Kräfte gebündelt, sich nicht durch weitere Bewerbungen um Sommerspiele auch finanziell zerschlissen. Je näher die Entscheidung rückte, um so populärer wurde die olympische Idee auch wieder in Deutschland. Selbst die widerspenstigsten Bauer gaben am Ende ihre Vorbehalte auf. Aber, glaubt man den olympischen Auguren und in Kenntnis der Weltsportarithmetik (zwei europäische Bewerber schwächen sich), es wird wohl nicht dazu reichen, dass München als erste Stadt Sommer- und Winterspiele ausrichtet. Eine Sache, die der Sport idealerweise lehrt, ist, mit Niederlagen anständig umzugehen. Hoffentlich zeigen sich IOC-Vize Thomas Bach, Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes, und auch Olympiasiegerin Kati Witt als faire Verlierer. Und versuchen es dann einfach noch einmal. Eine kleine Randbemerkung: Wie man Kräfte bündelt und Geld spart, scheinen ARD und ZDF noch nicht gelernt zu haben. Warum beide Sender aus Südafrika berichten, wird wohl ihr gut gehütetes Geheimnis bleiben.
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