Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Preisträger des Friedenspreises
Bielefeld (ots)
Mit einem Autor aus dem aufbegehrenden arabischen Raum als Preisträger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels durfte gerechnet werden. Schließlich sind Schriftsteller und Intellektuelle die letzte moralische Instanz in Europas lange Zeit rigoros unter der Knute gehaltenen Nachbarschaft. Mit Boualem Sansal bewiesen die Juroren ein doppelt glückliches Händchen. Der Algerier vertritt das Land mit dem vielleicht längsten und bis heute unerfüllten Wunsch nach individueller Freiheit und demokratischer Mitsprache. Mehr noch: Sansal legt den Finger tief in eine arabische Wunde, für die nicht allein die grimmigen und korrupten Männer an der Spitze unterdrückter Länder haftbar sind. Der Autor geißelt furchtlos auch die archaischen Strukturen in der Gesellschaft selbst. Er blickt bis in die Wurzelspitzen der Unfreiheit. Männer, die Frauen schlagen, Brüder, die Schwestern drangsalieren, und eine Gesellschaft, die Tabus und überholte Traditionen gnadenlos durchsetzt, müssen sich Sansals Spiegel vorhalten lassen. Seine Botschaft: Ohne Freiraum im Kleinen kann das große Befreiung nicht gelingen.
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