Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu »Wetten, dass..?«
Bielefeld (ots)
Das war's nun also. Thomas Gottschalk hat seinen letzten Arbeitstag als »Wetten, dass..?«-Moderator hinter sich gebracht. Mit Anstand, Humor, mit Unterstützung vieler Stars, großen Worten, netten Gesten, auch Wehmut, aber glücklicherweise ohne Tränen. Auf fast 15 Millionen Quotengucker schwoll seine TV-Nation da noch mal an. Bravo!
24 Jahre sind sicher eine lange Strecke im kurzlebigen TV-Geschäft, dazu auf der noch kurzlebigeren Unterhaltungsbühne. Doch - und nicht nur im Fernsehen - gibt's genug andere Leute, die 24 und noch weit mehr Jahre mit Anstand ihren Job gemacht haben. Der scheinbar alterslose Blondschopf aus Franken hat da, vom Bekanntheitsgrad mal abgesehen, also keine Einzelstellung. Allenfalls dass einer im 62. Lebensjahr noch einmal den Job wechselt und nach kurzem Urlaub auf dem anderen öffentlich-rechtlichen Kanal schon wieder antritt ist bemerkenswert.
Aber es geht eben um »Wetten, dass..?« Und da ist alles ein bisschen anders. Größer. Wichtiger. Wie die tatsächlich irre Medienpräsenz rund um dieses Thema in den vergangenen Monaten bewiesen hat. Seit einem Dreivierteljahr bangt und orakelt die TV-Nation. Wollte man »Thommys« ernster Ankündigung, den Hut zu nehmen, im Februar dieses Jahres zunächst noch gar nicht recht Glauben schenken, so zeigte sich bald mehr und mehr, dass er es tatsächlich ernst meint. Der tragische Unfall des jungen Wettkandidaten Samuel Koch vor einem Jahr legte, wie Gottschalk selbst es sagte, »einen Schatten« über die Sendung, die so ganz und gar der glitzernden Seite verpflichtet ist. Für den Zeremonienmeister muss dieses Unglück daher so etwas wie eine persönliche Niederlage gewesen sein - auch wenn er nichts dafür konnte.
Wie soll's nun ohne ihn weitergehen? Noch immer ist das offen. Und manchmal scheint es, als hätten die offenen Frage um den Fortgang einer zugegeben sehr großen, aber eben doch nur einer Unterhaltungssendung alles andere an Problemen Deutschlands und dieser Welt in den Schatten gestellt. Eurokrise, Klima, Nahost, Iran - was alles ist das, wenn's bei »Wetten, dass..?« brennt? Kehren wir also mal schlichtweg auf den Teppich zurück.
Erstens: Thomas Gottschalk wird es weiterhin gut gehen. Er ist ein angesehener Mann, öffentlich-rechtlich zu verdientem Wohlstand gekommen und kann sich beizeiten stilvoll zur Ruhe setzen.
Zweitens: Sollte ein Nachfolger für »Wetten, dass..?« gefunden werden, geht's einfach weiter und man wird sich darüber unterhalten, ob es besser oder schlechter ist als früher. (Merke: Meistens war früher alles besser...)
Drittens: Wird keine Nachfolgeregelung gefunden, ist das ZDF zwar seine publikumsstärkste Show los, wird aber trotzdem weiter bestehen und sogar den Samstagabend-Sendeplatz wieder füllen. Kurzum: Die Welt wird sich weiter drehen, ob mit oder ohne »Wetten, dass..?«. Oder, um Meister Gottschalk höchstselbst noch einmal zu zitieren: »Man sollte das nicht zu hoch hängen.«
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