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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur UNO-Klimakonferenz

Bielefeld (ots)

Man muss nicht Mitglied bei den Grünen sein, um die Folgen des Klimawandels zu kennen - Flutkatastrophen, Stürme, Trinkwassermangel, Seuchen oder das Aussterben der Eisbären und Pinguine. Schuld sind die globalen Kohlendioxid-Emissionen, die allein im vergangenen Jahr weltweit um drei Prozent gestiegen sind. Es ist fünf vor zwölf, um die Selbstzerstörung unseres Planeten zu verhindern. Das wissen auch die etwa 15 000 Klimaexperten bei der UNO-Klimakonferenz in Durban. Verzweifelt ringen sie um eine Reduzierung der Treibhausgase. Grundlage ist das Kyoto-Protokoll, das - zwar von 190 Staaten unterschrieben - offensichtlich versagt. Denn die Kohlenstoff-Verschmutzung wird immer gefährlicher. Obendrein haben sich die größten Umweltsünder - China und die USA - nicht am Kyoto-Protokoll beteiligt. Diese beiden Weltmächte verursachen zwar 45 Prozent der globalen CO2-Verschmutzung, doch sie vernachlässigen den Klimaschutz. Außerdem bleiben die freiwilligen Kopenhagener Emissionsgrenzen von 2010 unverbindlich. Das ist eine bittere Wahrheit - letztendlich der Ausverkauf der Vernunft. In dieser Tragödie handelt zumindest die EU verantwortlich und reduziert ihre Emissionen: EU-Klimakommissarin Connie Hedegaard will einen neuen Umweltvertrag auf den Weg bringen, und Deutschland fordert sogar einen Kyoto-2-Vertrag. Doch die Luftverschmutzer bleiben stur: Umweltschutz schade der Wirtschaft, der Treibhauseffekt sei halb so schlimm, und »die anderen« sollten mit gutem Beispiel vorangehen. Die Menschen neigen leider dazu, langfristige Probleme auf die lange Bank zu schieben. So erscheint die globale Umweltvernichtung weniger bedrohlich als die aktuelle Euro-, Finanz- oder Wirtschaftskrise. Doch diese Haltung ist gedankenlos und selbstzerstörerisch. Wer das Umweltproblem an Greenpeace, die Politiker oder den Naturschutzbund delegiert, entzieht sich seiner Verantwortung für die Zukunft. Sollte die Konferenz in Durban scheitern, hätte zunächst wieder »die Politik« versagt. Doch es wäre unvernünftig, nur die Minister zu schelten und sich selbst aus der Affäre zu ziehen: Jeder Bürger muss sich fragen, wie sehr er zur globalen Selbstzerstörung beiträgt. Angeblich verhalten sich die Deutschen beim Klimaschutz recht vorbildlich. Doch leider ergibt eine aktuelle Umfrage, dass zwei Drittel unserer Landsleute ihren Lebensstil trotz der Klimakatastrophe nicht verändert haben: Die Mehrheit heizt wie eh und je, fährt zu viel Auto und verbraucht zu viel Strom. Und die »freie Fahrt für freie Bürger« trägt weiterhin zur überflüssigen Luftverpestung auf den Autobahnen bei. Deutschland hat keinen Grund zur Selbstgerechtigkeit. Auch hier ist es fünf vor zwölf, und jeder ist mitverantwortlich.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

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