Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Mangelernährung bei Senioren:
Bielefeld (ots)
Die drastische Zunahme von Krankenhausbehandlungen wegen Mangelernährung spiegelt den gesellschaftlichen Wandel wider. Die Zeiten der Großfamilie sind vorbei. Als noch drei Generationen unter einem Dach lebten, achteten Söhne, Töchter und Enkel darauf, dass ältere Menschen genügend essen. An die Stelle der Großfamilie ist die anonyme Gesellschaft getreten, in der Senioren manchmal wochenlang tot in der Wohnung liegen, ehe sie entdeckt werden. Mangelernährung ist in aller Regel kein finanzielles Problem, sondern hat psychische Ursachen. Wer nach dem Tod des Partners allein lebt, fühlt sich oft einsam. Der Elan erlahmt, sich eine ausgewogene Mahlzeit zuzubereiten, nur noch das Nötigste wird gegessen. Den Verlust der Großfamilie mit ihrer menschlichen Wärme kann die Gesellschaft nicht völlig ausgleichen. Aber wir alle sollten damit aufhören, Probleme wie das der Mangelernährung zu ignorieren und Senioren allgemein zum alten Eisen zu zählen. Die Angehörigen sind vor allem gefordert, aber auch Ärzte, die für ausgewogene Ernährung werben und auf Essen-auf-Rädern-Angebote hinweisen.
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