Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Wulff
Bielefeld (ots)
Nach einer anstrengenden Nahost-Reise hat auch ein Bundespräsident ein Recht auf Ruhe. Deshalb sind zwei Tage des Abwartens gerade noch erträglich, bevor Christian Wulff Worte des Bedauerns findet. Jetzt sieht er seinen Fehler ein, dass er als Ministerpräsident dem Landtag nicht die volle Wahrheit gesagt hat. Dafür erntet er zu Recht Respekt. Unstrittig hat Wulff einen Privatkredit in Höhe von 500 000 Euro angenommen, weil er einen Zinsvorteil davon genossen hat. Ob nun der befreundete Unternehmer selbst oder seine Ehefrau das Geld verliehen hat, ist dabei unerheblich. Doch Wulff sieht nicht noch immer ein, dass der Privatkredit eines Ministerpräsidenten keine Privatsache ist. Jeder Beamte riskiert seinen Job, wenn er nur ein Fläschchen Sekt annimmt - gleichgültig, ob mit oder ohne Gegenleistung. Anders darf ein Ministerpräsident nicht behandelt werden. Auch für ihn gelten eindeutige Regeln. Wulff wird es in der Zukunft schwerer haben, glaubwürdig zu bleiben, wenn er über Pflichten, Vertrauen oder Moral spricht. Sein persönlicher Kredit schwindet auf jeden Fall.
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