Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Iran
Bielefeld (ots)
US-Präsident Barack Obama verschärft die Sanktionen gegen den Iran, und die Spannungen eskalieren: Erst droht der Iran mit der Schließung der Meerenge von Hormus, dann kündet er den Test von Raketen an, und nun soll es Fortschritte beim Atomprogramm geben. Der Westen, besonders die USA, ist alarmiert. Ein Iran mit Atombomben und Raketen bleibt ein Alptraum für viele Strategen in Washington, Brüssel und anderen westlichen Hauptstädten. Doch wie gefährlich ist die iranische Bedrohung wirklich? Da der Iran fast nur von Öleinnahmen lebt, wäre die Schließung der Meerenge kontraproduktiv. Die Blockade würde die eigene Wirtschaft treffen, denn das Land hat ökonomische Probleme: Arbeitslosigkeit, Inflation, Isolation und Sanktionen erlauben keine finanziellen Einbußen durch eine Blockade. Obendrein hat der Iran militärisch keine Chance gegen die US-Streitkräfte am Golf. Die iranischen Schnellboote, Minenleger oder Raketenbasen könnten leicht aus der Luft zerstört werden. Das US-Verteidigungsministerium ist darauf vorbereitet, das iranische Militär bei einer Seeblockade auszuschalten. Früher oder später wäre die Straße von Hormus wieder frei. Somit würden die Folgen eines Krieges in der Meerenge den Iran weitaus härter treffen als die USA und den Westen. Die Weltwirtschaft wäre dadurch zwar kurzfristig beeinträchtigt, doch bald würde das Öl wieder fließen - besonders dann, wenn Saudi-Arabien seine Quellen zusätzlich öffnet. Verständlich, dass ein iranischer Admiral zurückrudert. Teheran garantiere die Freiheit der Meere. Das hört sich vernünftig an. Auch die zweite Drohgebärde - die Entwicklung von Langstreckenraketen - bleibt relativ ungefährlich. Noch steckt dieses Programm in den Kinderschuhen, und im Ernstfalle könnten die US-Streitkräfte die Abschussrampen schnell zerstören. Westliche Geheimdienste beobachten den Iran genau. Jede Aggression würde heftige Reaktionen auslösen. Und auch das viel gefürchtete Atomprogramm ist vielleicht weniger bedrohlich als weithin angenommen: Teheran weiß nämlich genau, dass der Einsatz einer Atombombe einen gewaltigen Vergeltungsschlag auslösen würde. Obendrein hat der Iran in den letzten Jahrzehnten keinen Krieg begonnen. Ein selbstmörderischer Nuklearangriff erscheint daher eher unwahrscheinlich. US-Präsident Barack Obama hat versprochen, die Iranfrage diplomatisch zu lösen. Nun muss er sein Versprechen einlösen, Teheran die Konsequenzen seiner kontraproduktiven Politik verdeutlichen und einen Kompromiss finden. Noch bleibt dieser Weg offen, denn der Iran will die Gespräche über das Atomprogramm wieder aufnehmen. Wenn Krieg die »Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln« ist, bedeutet Krieg auch den Bankrott der Diplomatie. Dafür ist es zu früh. Noch haben die Diplomaten eine Chance.
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