Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema TV-Duelle
Bielefeld (ots)
Sarkozy gegen Hollande, Kraft gegen Röttgen oder auch Albig gegen de Jager: TV-Duelle sollen die absoluten Höhepunkte eines jeden Wahlkampfes darstellen. Zumindest nach Meinung der Fernsehmacher, einiger Journalisten oder auch mancher Politiker. In Wirklichkeit sind sie nicht mehr als reine Showveranstaltungen. Unterhaltung nach amerikanischem Vorbild. Mittlerweile hängen sie den meisten Zuschauern nur noch zum Hals heraus. Das beste Beispiel dafür lieferte die so genannte Elefantenrunde im WDR. Die sechs Spitzenkandidaten aus Nordrhein-Westfalen legten sich 90 Minuten lang noch einmal so richtig ins Zeug. Erwartungsgemäß hauten sie sich die Zahlen, Fakten und Statistiken gegenseitig nur so um die Ohren - und der Zuschauer schaute zumeist ahnungslos und gelangweilt in die Röhre, weil er mit dem ganzen Zahlensalat nichts anfangen konnte oder wollte. Wirklich Neues erfuhren die Menschen, die die »Wahlarena« zur Meinungsbildung eingeschaltet hatten, nicht. Zumeist spulten die Politiker das ab, was sie seit Wochen sagen. Der Faktencheck blieb aus - dafür wurde auch diesmal sekundengenau der Redeanteil der Duellanten festgehalten, damit die Spannung ja nicht verloren geht und der Zuschauer ein Gefühl von Krimiatmosphäre bekommt. Dabei sind die Beiträge häufig zum Gähnen langweilig - weil sie entweder voller Floskeln (»wir lassen kein Kind zurück«) oder aufgrund von Zeitknappheit viel zu unkonkret sind (»zum Thema Sparen haben wir viele Vorschläge gemacht«). Ganz gleich, um welche Wahl es sich handelt: Die meisten TV-Duelle sind geprägt von gegenseitigen Schuldzuweisungen. Das mag zwar unterhaltsam sein, ist aber politisch auf einem äußerst flachen oder zumindest oberflächlichen Niveau. Da werden Phrasen gedroschen oder Werbeslogans formuliert. So zum Beispiel im TV-Duell vor der Präsidentenwahl in Frankreich: Gefühlte 100 Mal hat Sozialist François Hollande den Satz »Moi président de la république...« wiederholt - seitdem ist der inhaltsleere PR-Beitrag (»Ich als Präsident der Republik...«) ein Dauerscherz in allen Internetforen Frankreichs. Ein Nutzer schrieb: »Ich als Präsident der Republik würde die Wiederholung des Satzes 'Ich als Präsident der Republik' auf Lebenszeit verbieten.« Zweifelsohne steht bei der Wahl in Frankreich mehr auf dem Spiel als am Sonntag in Kiel. Und so ist auch zu erklären, warum sich das Aufeinandertreffen 17,8 Millionen Franzosen nicht entgehen lassen wollten. Aber wirklich Neues geboten hat auch dieser Schlagabtausch nicht. Und wie fast alle Duelle ist auch diese Elefantenrunde am Ende unentschieden ausgegangen. TV-Duelle sind einmal entstanden, um die Politik interessanter für die Menschen zu machen. Sieht man einmal von dem Unterhaltungswert ab, ist heute leider das Gegenteil der Fall.
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