Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Nichtraucherschutz
Bielefeld (ots)
Rauchen verursacht Krebs. Rauchen ist tödlich. Warnhinweise dieser Art prangen in großen Buchstaben auf jeder Zigarettenpackung. Die Abschreckung zeigt nur bedingt Wirkung. Laut Statistischem Bundesamt bezeichneten sich Ende des vergangenen Jahres immerhin noch 26 Prozent der Deutschen, also etwa 20 Millionen Menschen, als Raucher. Die Folgen der Sucht nach Tabak und Nikotin sind oft fatal. Ein Drittel aller Krebserkrankungen ist allein auf den Tabakkonsum zurückzuführen. 110 000 Menschen sterben jährlich hierzulande an den Folgen des Rauchens. Hinzu kommen 3300 Nichtraucher, die dem Passivrauchen ausgesetzt waren, heißt es bei der Deutschen Krebshilfe, die sich nachdrücklich für die Gesetzesinitiative der NRW-Landesregierung ausspricht. Generell ist es auch zu begrüßen, wenn sich Politiker um die Gesundheit der Bürger bemühen. Doch darf das nicht in Bevormundung ausarten. Und davon ist der neue Gesetzesentwurf nicht weit entfernt. Das 2008 für NRW verabschiedete Gesetz zum Nichtraucherschutz erlaubt noch den blauen Dunst in Eckkneipen, Raucherclubs, bei Brauchtumsveranstaltungen und in Festzelten. Diese Ausnahmen sollen jetzt komplett gekippt werden. Gesundheitsministerin Barbara Steffens von den Grünen sieht darin den Lückenschluss für einen konsequenten Nichtraucherschutz. Das dazu angeführte Argument der Partei, dass Freiheit dort aufhöre, wo die Beschneidung des anderen aufhöre, kann indessen auch von der Gegenseite angeführt werden. Wer beispielsweise in eine Inhaber geführte Kneipe an der Ecke geht, in der Rauchen erlaubt ist, der entscheidet sich bewusst dafür, hier sein Bier zu trinken und dazu an der Zigarette zu ziehen. Diese Freiheit der Entscheidung soll gestrichen werden. Damit wird dem Einzelnen seine Mündigkeit abgesprochen. Die Auswirkungen auf die Betriebe sind absehbar. Während die Speiserestaurants vom Verbot des blauen Dunstes profitieren, müssen die Wirte der kleinen Kneipen mehr denn je ums Überleben kämpfen. Ihnen werden die Gäste weglaufen. Und die, die kommen, werden auf der Straße rauchen - sehr zum Ärger der Nachbarn, die sich in den späten Abendstunden über das oftmals laute Sprachgewirr von draußen beschweren. Ganz anders die Situation auf Zeltfesten. Schützen sollen bei ihren Veranstaltungen in die Pflicht genommen werden, das Rauchverbot umzusetzen. Verstöße werden den Plänen zufolge statt mit 1000, mit 2500 Euro geahndet. Um das Verbot durchzusetzen, ist ein großer personeller und damit finanzieller Aufwand notwendig. Den werden sich viele Vereine nicht leisten können. Das Ende aller Feste? Da es inzwischen auch bereits Bestrebungen gibt, das Rauchen bei einigen Veranstaltungen unter freiem Himmel zu untersagen, dürfte es nicht mehr lange dauern, bis ein generelles Verbot gefordert wird. Vielleicht auch in den eigenen vier Wänden.
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