Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Ohrlochstechen bei Kindern
Bielefeld (ots)
70 Euro fürs Sparschwein: Der Ohrloch-Prozess endete mit einem Vergleich. Doch Geburtstagswunsch hin oder her, keine Dreijährige muss schon zum Löcherstechen. Jetzt aber will der Richter den Fall »wahrscheinlich« zur Prüfung an die Staatsanwaltschaft übergeben - und das geht zu weit. Sicher, bei Kleinkindern ist das Risiko einer Infektion höher. Aber hier ist das Verantwortungsbewusstsein der Eltern gefragt - und nicht der Staat. Schon allein die Forderung von Medizinern, die Altersgrenze fürs Ohrlochstechen bei 14 Jahren anzusetzen, geht an der Lebenswirklichkeit vorbei. Seit 2002 dürfen 14-Jährige in Begleitung eines Erziehungsbeauftragten sogar in Diskotheken, und jetzt ist der Ohrstecker zu viel? In einem Alter, in dem sich viele mit ihren Eltern über das erste Piercing streiten? Man kann es in seiner Regelwut auch übertreiben. Es täte allen gut, die Kirche im Dorf zu lassen. Was wäre sonst der nächste Fall fürs Gericht? Eine Impfung? Tut auch weh. Lohnen würde sich ein Urteil zu Vornamen: Für Kinder, die Pumuckl oder Fanta heißen, werden Hänseleien in der Schule sicher traumatischer als jedes Ohrloch sein.
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