Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Postkartenaktion des Bundesinnenministeriums
Bielefeld (ots)
Es ist richtig, dass das Bundesinnenministerium auf die Gefahr aufmerksam macht, die von radikalisierten jungen Muslimen ausgeht. Viel zu lange hat es dieses Problem nicht bekämpft, sondern ignoriert. Den Startschuss für eine entsprechende Postkartenaktion aber in der Kölner Keupstraße - Ort des Nagelbombenanschlags der NSU-Terrorzelle - zu geben, ist nicht zu entschuldigen. Absicht muss wohl nicht unterstellt werden, eher unüberlegtes Handeln - wie so oft in letzter Zeit. Auch das ist verletzend. Ein Blick auf die Werbekarten zeigt, dass das Ministerium Radikalisierung zu einseitig sieht. Überwiegend sind Bürger mit dunklem Teint oder Kopftuch zu sehen. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CDU) spricht nur von radikalem Islamismus und Salafisten. Ist es nicht der rechte Terror, der das Land seit den NSU-Morden in Atem hält? Es stellt sich die Frage, warum sich diese Radikalisierung nicht in der Aktion wiederfindet. Hier ist mindestens genauso wenig hingeschaut worden wie bei islamistischer Gewalt. Kampf gegen Radikalisierung ist gut: Aber bitte nicht mit nur einem, sondern zwei offenen Augen.
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