Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Neuregelung der Beschneidung
Bielefeld (ots)
Kindeswohl gegen Religionsfreiheit: So lässt sich die Diskussion um die religiös motivierte Beschneidung zusammenfassen. Mit dem Gesetzentwurf der Bundesregierung ist das Thema raus aus der rechtlichen Grauzone. In der es sich aber nur in Deutschland und dort erst seit Mai dieses Jahres befand. Davor und in keinem anderen Land der Welt ist oder war Beschneidung von Jungen verboten - jedenfalls nicht, wenn sie fachmännisch gemacht ist, die Eltern einwilligen und religiöse Motive dahinterstehen. Das ist kein Wert an und für sich, aber es beleuchtet ein deutsches Problem: erst ignorieren, dann dramatisieren. Hysterisch haben auch die betroffenen Religionsgemeinschaften reagiert. Das eskalierte in der Formulierung: Sind Juden in Deutschland überhaupt nocht erwünscht? Auch sie sollten jetzt beruhigt sein. Was allerdings weiter beunruhigt, ist das Herausquellen brauner Gedankensoße unter dem Vorwand, Kinder schützen zu wollen. Und die Tatsache, dass bei einer Umfrage 23 Prozent der Bundesbürger angaben, deutsche Juden sollten nicht dieselben Rechte haben wie Nichtjuden. Das ist eine Grauzone, die bleibt.
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