Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT zur FTD/zur Zukunft der Zeitung
Bielefeld (ots)
Am Freitag ist Schluss: Die »Financial Times Deutschland« stellt ihr Erscheinen ein. Wer guten Journalismus mag, muss das Aus der »FTD« bedauern. Denn der Journalismus, den die Zeitung mit dem lachsfarbenen Papier zu bieten hatte, war immer gut und oft sogar exzellent. Das auch ist ein Grund, warum so viele Journalisten Trauer tragen. Das Ende der »FTD« rührt am eigenen Ethos - an der Berufsehre, dass journalistische Qualität allein den wirtschaftlichen Erfolg nicht sichern kann. Auch wenn das natürlich eine Binsenweisheit ist. Der zweite, weitaus triftigere Grund aber ist die gefühlte Großwetterlage der Branche. Weil auch die »Frankfurter Rundschau« insolvent ist, wird allerorten über das Sterben einer Gattung geunkt. Schon sprechen diejenigen verächtlich von »Totholzindustrie«, die der vermeintlich unvermeidliche Untergang der Zeitungen zu freuen scheint. Doch das ist Unfug. Ganz sicher sind die Ursachen für das Scheitern von »FTD« und »FR« dort zu suchen, wo die Zeitungen gemacht worden sind. Unternehmerische Fehlentscheidungen schaden jedem Betrieb, warum also nicht auch Zeitungshäusern? Eine Existenzberechtigung per se haben Zeitungen nicht, wenn auch ihre Arbeit im freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat von existentieller Bedeutung ist. Zeitungen müssen ihre Leser zufriedenstellen, denn diese Leser sind ihre Kunden. Und diese Kunden sind anspruchsvoller geworden. Dazu haben auch und gerade die Möglichkeiten des Internets wesentlich beigetragen. Informationen lassen sich heute überall finden, da haben die Verlage ihr Monopol verloren. Doch muss das gar nicht schlimm sein, denn Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft. Und mit den Informationen alleine ist es sowieso längst nicht mehr getan. Der einst gemächlich dahinfließende Nachrichtenfluss ist zur Nachrichtenflut geworden. So reicht es nicht, dem Leser zuzurufen: »Schwimm selbst oder geh unter!« Nein, Zeitungen müssen mehr tun und mehr bieten. Und gute Zeitungen tun mehr. Sie bieten Einordnung, Analyse und Hintergrund. Sie trennen das Wichtige vom Wichtigtuerischen. Sie haben einen Schwerpunkt und einen klaren Standpunkt, an dem man sich reiben kann, ja sogar reiben soll. Gute Zeitungen gibt es zum Glück eine ganz Menge. Gute Zeitungen wissen um ihren Wert, und sie sind nah an den Menschen, egal auf welcher Plattform sie diese erreichen. Und gute Zeitungshäuser kennen ihre Märkte. Denen passen sie sich an - nicht nur in schwierigen Zeiten, sondern stetig und ständig. Gute Zeitungshäuser schauen nicht mit verklärtem Blick zurück und auch nicht mit überzogenen Hoffnungen in die Zukunft. Ebensowenig aber haben sie Angst vor den Herausforderungen, die sich stellen. Im Gegenteil, denn lebendiger war der Journalismus noch nie. Gute Zeitungen sind quicklebendig. Nicht nur heute, sondern ganz sicher auch in Zukunft.
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