Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Aus für Opel in Bochum
Bielefeld (ots)
Nein, eine Überraschung ist das Aus für die Autoproduktion in Bochum nun wirklich nicht. Es ist schon eher erstaunlich, dass die vom Mutterkonzern General Motors (GM) gegebene Standortgarantie bis Ende 2014 um zwei weitere Jahre verlängert wurde. Bei den vorhandenen Überkapazitäten - nicht nur der Marke mit dem Blitz - und dem nach wie vor vor sich hin dümpelnden Automarkt in Europa wäre eine Schließung des Standorts im Ruhrgebiet durchaus eher zu erwarten gewesen. Zu sehr hatte sich GM in den vergangenen Jahren schon auf das Werk Bochum, in dem derzeit der Familienvan Zafira gefertigt wird, als Streichresultat für den Konzern eingeschossen. Die Äußerungen des Opel-Interimschefs Thomas Sedran, das Unternehmen werde auch nach 2016 noch in Bochum präsent sein, und das nicht nur mit dem Logistikzentrum, sondern auch mit einer Komponentenfertigung, hört sich an wie das Rufen im Walde. Das werden auch die Mitarbeiter so sehen, die zu oft schon mit Durchhalteparolen dieser Art abgespeist wurden. Doch das Ende der Autoproduktion in Bochum trifft nicht nur die Opelaner. Die Zulieferindustrie, die auch in Ostwestfalen-Lippe angesiedelt ist, wird vermutlich die Auswirkungen ebenfalls zu spüren bekommen - wenn das Ausmaß sich auch in Grenzen halten wird. Zudem dürfte der Handel in einigen Bereichen des Ruhrgebiets mit Einbußen zu kämpfen haben. Es ist an Land und Stadt, Perspektiven für die Menschen zu schaffen, die schon bald ihren Arbeitsplatz verlieren werden. Unnütz aber, dass SPD-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft bei GM auf »ernsthafte und belastbare Perspektiven für den Standort Bochum« pocht. Die Oberen des Konzerns werden ihr diesen Gefallen ebenso wenig tun, wie sich einst Nokia verweigert hatte, als die Handyproduktion in Bochum gestoppt wurde. In den Gesprächen der Landes- und Bundespolitiker mit GM während der Krisenzeiten der Vergangenheit haben die Amerikaner ihre Einstellung zu Deutschland und dabei vor allem zu Opel oft genug gezeigt. Die der Traditionsmarke verordneten Sparmaßnahmen führten dazu, dass die fähigsten Köpfe Opel den Rücken kehrten, um woanders Karriere zu machen. Gleichwohl fehlte es auch an finanziellen Mitteln, um die Motorenpalette auf den neuesten Stand zu bringen. So rollen die neuen Modelle Adam und Mokka mit veralteten und damit nicht gerade verbrauchsgünstigen Antrieben an. Das soll sich frühestens Mitte 2013 ändern. Zu spät, wie so vieles bei der aus Amerika gesteuerten Zukunftsplanung von Opel. Es wächst der Verdacht, dass hier ein nur mit großem Aufwand wieder in die schwarzen Zahlen zu bringendes Unternehmen geopfert wird, um mehr Platz für die Produktion einer anderen GM-Tochter zu schaffen. Chevrolet-Fahrzeuge verkauft GM übrigens rund um den Erdball - das war Opel stets untersagt.
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