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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Fernsehen

Bielefeld (ots)

Als es nur die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF gab, war Fernsehen in erster Linie ein Fenster zur Welt. Per Knopfdruck kamen Bilder aus entlegenen Gegenden ins heimische Wohnzimmer, und genau das machte den Reiz des Mediums aus. Als vor gut 25 Jahren die Privatsender aufkamen, änderte sich das: Fernsehen wurde zur Ware, zum Geschäft. Diese Entwicklung erreicht in der Gegenwart einen Höhepunkt. Technischer Fortschritt hat aus der eindimensionalen Flimmerkiste von einst einen Marktplatz für verschiedenste Angebote gemacht. Immer schärfere Bilder, 3D, Smart-TV, das Fernsehen und Internet verbindet: Das Wohnzimmer wird zum Multimediacenter mit kinoreifen Bildern. Für die Sender, speziell die privaten, ist neben dem Programm die Bildqualität zur Ware geworden. Wer RTL oder Pro7 in bestmöglicher Form empfangen möchte, muss für HD+ bezahlen. Dagegen ist auch nichts zu sagen, denn wer eine Zusatzleistung anbietet, kann dafür auch etwas verlangen. Völlig indiskutabel dagegen sind die wettbewerbswidrigen Absprachen der Medienkonzerne RTL und Pro7/Sat1, gegen die das Bundeskartellamt vorgegangen ist. Da verabredeten sich die zwei Großen zur Abzocke der Zuschauer, indem sie ihnen keine Wahl lassen wollten. Nach der Devise: »Willst Du 'Dr. House' oder 'Two and a Half Men' digital sehen - dann bezahl gefälligst!« Gut, dass das Kartellamt auf der unverschüsselten Verbreitung besteht und Bußgelder verhängt hat - es ist ein Machtwort im richtigen Moment. Technische Tricks wie Anti-Werbeblocker zeigen zudem, wie sehr Privatsender die Handlungsfreiheit der Zuschauer einzuschränken versuchen. Natürlich müssen sie sich allein über Werbeeinnahmen finanzieren, aber das rechtfertigt nicht alles. Der Kampf ums Geld tobt noch auf anderen Gebieten. ARD und ZDF haben die Verträge mit Kabelnetzbetreibern zum 31. Dezember gekündigt, weil sie nicht länger 60 Millionen Euro dafür bezahlen wollen, dass ihre Programme eingespeist werden. Kabel Deutschland legte Klage ein. Auch die Rundfunkgebühr, die von Januar an Haushaltsabgabe heißt, ist ein Kampf um Geld. Damit wollen sich ARD und ZDF ihre dicke Finanzdecke erhalten. Ohne das neue Modell würden sie wegen der demografischen Entwicklung bis 2020 etwa eine Milliarde Euro verlieren, hat der Medienpolitiker Martin Stadelmaier ausgerechnet. In Zeiten, in denen jeder seinen Miet- oder Handyvertrag kündigen kann, mutet eine Zwangsabgabe für jeden Haushalt widersinnig an. Aber weil man längst mit Smartphones und PCs fernsehen kann und solche Geräte in kaum einem Haushalt fehlen, ist die pauschale Erhebung gerechter als das Vorgängermodell, bei dem Schwarzseher sich drücken konnten. Übrigens: Wäre es nicht schön, wenn sich die Sender mindestens so ums Programm wie ums Geld kümmern würden? Ein schlechter Film wird durch gestochen scharfe Bilder ja nicht gut.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

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