Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Zukunft der Digitalsender ARD und ZDF
Bielefeld (ots)
ARD und ZDF betreiben in Deutschland 22 TV-Kanäle und 67 Radioprogramme. Höchste Zeit zum Abspecken! Am besten fangen die beiden bei den Digitalsendern an, deren Zahl stetig zugenommen hat. Sie heißen Einsplus, Einsfestival, tagesschau 24, ZDFneo, ZDFkultur und ZDFinfo, laufen parallel zum Hauptprogramm und »quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit«, wie es der »Handelsblatt«-Journalist Hans-Peter Siebenhaar ausdrückt. Weil ihre Marktanteile weit unter einem Prozent liegen, sind die digitalen Zwerge denen schon länger ein Dorn im Auge, die auf einen sinnvollen Umgang mit den Rundfunkgebühren drängen. Inzwischen haben ARD und ZDF selbst erkannt, dass sie den Bogen überspannt haben, nur über den richtigen Sparkurs sind sie sich uneins. Während die ARD vorschlägt, die sechs Kanäle zu dreien zu fusionieren und gemeinsam zu betreiben, sieht das ZDF darin kein Einsparpotenzial und hält das Ganze für zu kompliziert. Man habe ja schon das Ende von ZDFkultur angekündigt, heißt es in Mainz, jetzt sei die ARD dran. Außerdem könne sich ja die ARD mehr um die Jugend und man selbst sich stärker um junge Erwachsene kümmern. Erst einmal ist die Ankündigung, sparen zu wollen, positiv, denn solche Vorschläge waren in der Vergangenheit so selten wie das Edelweiß. Gleichwohl bleibt abzuwarten, wie ernst es die ARD meint. »Mittelfristig« sollten die Digitalkanäle fusioniert werden, heißt es nur vage. Beim Personalabbau hatten es die neun ARD-Töchter noch nie eilig - zwischen 2013 und 2016 wollen sie nur 0,5 Prozent ihrer Stellen jährlich streichen, obwohl der Wasserkopf riesig ist. Fakt ist, dass einige Digitalsender schlicht überflüssig sind: ZDFkultur kann weg, weil Menschen, die sich für Theater, Musik, Geschichte und Philosophie begeistern, bei Arte, 3Sat und BR Alpha fündig werden. Bei 20 »Tagesschau«-Ausgaben am Tag ist auch der Kanal tagesschau 24 überflüssig. ZDFinfo, Einsplus und Einsfestival sind nicht zuletzt Abspielplattformen für bereits im Hauptprogramm Gesendetes, also zumindest fragwürdig. ZDFneo als Versuchslabor für neue Formate genießt beim Publikum noch das höchste Ansehen und sollte beibehalten werden - genauso wie der längst etablierte Kinderkanal (»Kika«). Auch Privatsender fransen aus; Nitro, Crime und Living heißen die Ableger von RTL. Aber das Geld dafür stammt aus Werbeerlösen, nicht aus Rundfunkgebühren! Die Zuschauer von ARD und ZDF wollen ein attraktives Hauptprogramm und nicht, dass Millionen Euro in öffentlich-rechtlichen Spartensendern versickern, die nur selten eingeschaltet werden und ihren angeblichen Zweck, jüngere Zuschauer anzulocken, nicht erfüllen. Weniger wäre bei ARD und ZDF mehr. Statt digitale Minisender am Leben zu erhalten, könnte das Geld zum Beispiel in den Ausbau der Mediatheken fließen, damit die Zuschauer die interessantesten Filme und Magazine noch einmal in bester Qualität genießen können.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Original content of: Westfalen-Blatt, transmitted by news aktuell