Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema "Vorsorge Brustamputation"
Bielefeld (ots)
Krebs - eine Diagnose, die trotz neuer und besserer Therapiemöglichkeiten nach wie vor niederschmetternd ist. Die Angst vor langem Siechtum, verbunden mit Schmerzen bis hin zum Tod können nur wenige verdrängen. Vor allem, wenn es in der eigenen Familie bereits Erkrankungen dieser Art gibt oder gegeben hat, wächst das eigene Risiko auf bösartige Tumore. Ein Risiko, das sich bei einigen Krebsarten aufgrund von Gen-Untersuchungen inzwischen konkretisieren lässt. So, wie jetzt bei Angelina Jolie. Ihre Mutter hatte fast ein Jahrzehnt lang gegen den Krebs gekämpft, ehe sie im Alter von 56 Jahren starb. Grund genug für die 37-jährige Schauspielerin, sich einer Gen-Untersuchung zu unterziehen, um ein mögliches Erbrisiko der Krankheit abzuklären. Und tatsächlich entdeckten die Ärzte einen Defekt des Gens BRCA1. Das Risiko auf eine Tumorbildung beträgt dann mehr als 80 Prozent. Das Leiden ihrer Mutter vor Augen hat sich Jolie dazu entschlossen, ihre Brüste vorsorglich entfernen zu lassen, damit die Wahrscheinlichkeit auf eine ähnliche Erkrankung auf ein Minimum reduziert wird. Für Mediziner ist ein solcher Eingriff inklusive des anschließenden Wiederaufbaus der Brust mittlerweile fast so etwas wie Routine. Für die betroffenen Frauen hingegen gehört jede Menge Mut dazu, diesen Schritt zu gehen. Schließlich tragen sie zwar ein erhöhtes Risiko in sich, die Krankheit muss jedoch nicht zwangsläufig ausbrechen. Aber sie kann. Und deshalb ist es mindestens ebenso mutig, mit dem Wissen darum weiterzuleben, ohne entscheidende Schritte dagegen einzuleiten. Natürlich muss es nicht gleich die ganz große Lösung sein. Vorsorgemaßnahmen inklusive Kernspintomographie in kürzeren Abständen sind eine Alternative zu einer Operation aus Gründen der Vorsicht. Denn eines ist sicher: Ein solcher Eingriff ist weitaus mehr als nur eine chirurgische Maßnahme, sondern muss vor allem auch psychisch verkraftet werden. Selbst ansonsten starke Persönlichkeiten können daran zerbrechen, fühlen sie sich doch dann häufig nicht mehr als vollwertige Frau. Allein vor diesem Hintergrund ist es auch Ärzten oft nur schwer möglich, den richtigen Rat zu geben. Entscheidend ist, die unterschiedlichen Persönlichkeiten genau zu beurteilen und dabei das Umfeld der Patienten immer mit einzubeziehen. Eine extrem wichtige Komponente. Tragen Partner und Familie die Entscheidung - einerlei welche auch immer - mit, kann die Betroffene zumindest mit einer größeren inneren Ruhe in die Zukunft blicken, als wenn sie sich allein gelassen fühlt. Angelina Jolie hat sich für eine Operation entschieden. Über diese Entscheidung zu urteilen, steht niemandem zu. Gut ist, dass sie es zunächst in aller Stille getan hat und jetzt mit ihren Gefühlen und Gedanken in die Öffentlichkeit geht. Das kann anderen Betroffenen bei ihrer Entscheidung möglicherweise helfen.
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