Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur US-Datenaffäre
Bielefeld (ots)
Die Enthüllungen des Informanten Ed Snowden sind ohne Vorbild. Nie zuvor trat einer freiwillig an die Öffentlichkeit, der Staatsgeheimnisse zuvor an die große Glocke gehängt hatte. Snowden spricht, bevor er keine Gelegenheit mehr dazu hat. Mindestens nicht öffentlich und in Freiheit. Mit den Interviews verschafft er sich Gehör für sein Anliegen: Eine öffentliche Debatte über die Grenzen des Überwachungsstaats auszulösen. Snowden untergräbt die legale Geheimniskrämerei, weil die Regierung die massive Datensammlung und Überwachung vor der Bevölkerung versteckt. George Orwell hätte sich nicht vorstellen können, wozu »Big Brother« heute in der Lage ist. Keinen Gefallen tat sich Snowden allerdings mit der Wahl des Ortes, an dem er seine Bedenken formulierte. Hongkong steht unter Kontrolle eines Staates, der Internet und Telefonverkehr nicht nur überwacht, sondern Bespitzelung nutzt, um gezielt Oppositionelle zu verfolgen. Ganz nebenbei könnte er eine diplomatische Krise auslösen, falls die USA seine Auslieferung von Hongkong verlangen. Er hätte sich besser gleich nach Island abgesetzt.
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