Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Bachmann-Preis
Bielefeld (ots)
Rainald Goetz hat es mal probiert: 1983, sein Roman war nicht so toll, da schnitzte er sich mit einer Rasierklinge eine Treppe in die Stirn und las den Text blutend zu Ende. Die Jury der »Tage der deutschsprachigen Literatur«, wie der Wettbewerb um den Bachmann-Preis offiziell heißt, wandte sich mit Grausen - den Preis jedenfalls bekam Goetz nicht. Wo gibt es das heute noch? In einer Zeit der sorgfältig inszenierten Skandale sind Juroren, die wie die Klagenfurter auf Qualität achten, nicht mehr selbstverständlich. Umso trauriger macht es, dass der Österreichische Rundfunk das ernsthaft-anspruchsvolle Kulturereignis sterben lassen will. Dem Sender sind 350 000 Euro zu teuer - gleichzeitig gibt er das 285-Fache für Fußballübertragungen aus. Fußballfans sind nicht zu überhören. Deswegen aber gleich zu glauben, Kulturfreunde gehörten einer aussterbenden Spezies an, wäre ein Trugschluss - sie brüllen nur nicht so laut. Dafür allerdings hätten sie diesmal genügend Gründe. Der ORF ist auf dem Weg, sich lächerlich zu machen. Was will er sein? Der Hofstaat von Rapid Wien?
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