Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Prozess um den Organspende-Skandal
Bielefeld (ots)
Es geht nicht einfach nur um Manipulationen bei der Organvergabe. Die Anklage gegen den ehemaligne Chef der Göttinger Transplantationsmedizin lautet auf versuchten Totschlag in elf und Körperverletzung mit Todesfolge in drei Fällen. Die Staatsanwaltschaft folgert das daraus, dass der Mediziner manipulierte medizinische Daten von Patienten an die zentrale Vergabestelle »Eurotransplant« gemeldet hat, um schneller Spenderorgane zu bekommen. Indem die Anklagevertretung diesen Zusammenhang herstellt, lehnt sie sich weit aus dem Fenster. Denn: Die Opfer des Mediziners sind namentlich kaum zu benennen. Opfer indes gibt es ganz viele. Es sind all diejenigen, die aufgrund der Diskussionen nach dem Skandal nun länger und damit oftmals zu lange auf ein Spenderorgan warten müssen. Denn nach den mehr oder weniger bewiesenen Manipulationen von Patientendaten hat die ohnehin nur eingeschränkte Spendenbereitschaft der Bevölkerung um etwa 20 Prozent abgenommen. Damit müssen viele Menschen sterben, deren Leben ansonsten vielleicht hätte gerettet werden können.
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