Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Bischof Tebartz-van Elst
Bielefeld (ots)
Ein Erste-Klasse-Flug ist nichts Verbotenes. Auch nicht für einen Kirchenmann. Eine falsche Eidesstattliche Versicherung darüber ist es schon. Und die wirft die Hamburger Staatsanwaltschaft dem Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst vor. Muss die rechtliche Bewertung des Falls auch der Justiz überlassen bleiben, so ist der Schaden für den Limburger Bischof nicht wiedergutzumachen - so oder so. Erster Klasse zu den Armen Indiens sowie ein prächtiger Neubau des Amtssitzes für 31 Millionen statt für 5,5 Millionen Euro: Eigentlich wollte Tebartz-van Elst das den Gläubigen in seinem Bistum dieses Wochenende per Brief erklären. Bis Freitagnachmittag der Rückzieher kam - ohne Erklärung. Dass die Medien ihn falsch darstellen würden, hatte der Bischof dagegen schon einmal vorab wissen lassen. Dabei geht es hier gar nicht zuerst um eine vermeintlich verzerrte Darstellung der Medien, sondern um das Selbstbild eines Kirchenmannes in herausragender Position. Wer von einem Bischof reflexartig Selbstkasteiung und bittere Armut verlangt, hat gewiss ein falsches Bild vom Glaubensdienst. Doch müssen es sich die Kirche und ihre Würdenträger gefallen lassen, an besonderen Maßstäben gemessen zu werden. Wie anders wollten sie sonst glaubhaft machen, dass ihre Sache nicht nur von dieser Welt ist, sondern sie übersteigt. Der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch hat für sich persönlich und als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz in erstaunlich deutlichen Worten gesagt, was er nun von seinem Amtskollegen erwartet. Doch wird in Zollitschs mahnendem Appell an Tebartz-van Elst, sich selbst zu prüfen und der Kirche in der Folge den einen ihm noch möglichen Dienst zu erweisen, auch das Elend der katholischen Kirche offenkundig. Denn zwischen einem Bischof und dem lieben Gott ist nichts außer dem Papst. Und oft in der Vergangenheit ist der Vatikan weit weg oder zumindest sehr nachsichtig gewesen. In diesem Fall aber kann die Kurie nicht mehr lange schweigen. Längst ist die Kluft zu groß zwischen der neuen Bescheidenheit, die Papst Franziskus predigt und auch vorlebt, und dem Pomp und Protz seines Bischofs in Limburg. Im Umgang mit Tebartz-van Elst steht für den Pontifex nicht weniger als seine eigene Glaubwürdigkeit auf dem Spiel. Und der erfolglose Besuch seines Sondergesandten vor Wochen setzt Franziskus nun zusätzlich unter Druck. Im Zweifel wird er die Sache im Alleingang lösen müssen. Andernfalls erhielten alle Hoffnungen auf eine Neuausrichtung der katholischen Kirche allzu früh einen herben Dämpfer. Zugleich ist eine grundsätzliche Lehre aus dem Limburger Fall zu ziehen. Eine Kirche, die ihre Reformfähigkeit nur an das Wirken ihres Oberhauptes knüpft, bleibt schwach angesichts der Herausforderungen, die warten. Egal, wie charismatisch und aufrichtig dieses Oberhaupt auch sein mag. Wenn Papst Franziskus seinen Weg erfolgreich gehen will, wird er verantwortliche Helfer brauchen - an allen Orten und auf allen Ebenen seiner Kirche.
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