Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Stress-Studie der Techniker Krankenkasse
Bielefeld (ots)
»Ja, ja, alles bekannt. Gestresst sind doch fast alle.« Müdes Abwinken, aber auch Resignation sind zu erkennen, wenn mal wieder eine Studie belegt, dass die Belastungen am Arbeitsplatz zunehmen, das Private dadurch zu kurz kommt, soziale Kontakte leiden und das Leben dadurch ein wenig aus dem Gleichgewicht gerät. Anders als bisher zeigt die neue Studie der Techniker Krankenkasse aber auch auf, dass Stress durchaus seine positiven Seiten haben und sogar glücklich machen kann. Sehr gut ist das am Beispiel der Gruppe der 35- bis 45-Jährigen zu erkennen. Hier können gleich eine Vielzahl von Stressfaktoren zusammenkommen: Beruf, die eigenen Kinder und die Eltern, die in ein Alter kommen, wo sie Hilfe benötigen. Gleichwohl aber geben viele der Befragten unumwunden zu, dass Anerkennung und Lob im Beruf oder die Freude am Heranwachsen der Kinder trotz der unbestrittenen Belastungen sogar eine Quelle für neue Kraft sein können. Interessant ist auch die Erkenntnis, wie sehr die eigenen Ansprüche im Privaten den Druck erhöhen. Wird der Feierabend oder das Wochenende zu sehr verplant, kommt es zu unnötigen Belastungen. Wer meint, den negativen Dauerstress beispielsweise mit Sport verdrängen zu können, muss genau abwägen. Steht die körperliche Ertüchtigung mit der ebenfalls angestrebten Zeit mit der Familie in Konkurrenz, entsteht neuer Druck. Die Lebenszufriedenheit leidet. Unmut macht sich schnell in Streitereien oder Ungerechtigkeiten gegenüber der Familie oder Freunden Luft. Es kommt zum Stress. Geht es auch anders? Die Frage ist eindeutig mit Ja zu beantworten. Auch wenn Männer und Frauen ebenso wie unterschiedliche Altersgruppen die Belastungen des Alltags ganz individuell verarbeiten - für alle gilt gleichermaßen, die persönlichen Ressourcen nicht zu überschätzen. Jeder Körper gibt rechtzeitig Warnsignale. Die zu erkennen und darauf zu reagieren, ist die wirkliche Kunst. Noch besser ist es natürlich, es gar nicht so weit kommen zu lassen. Hier sind die Berufstätigen allerdings mindestens so in der Pflicht, wie die Arbeitgeber beziehungsweise die Vorgesetzten. Ein paar anerkennende Worte oder ein kleines Lob bringen für das Wohlbefinden oft mehr als ein finanzieller Ausgleich. Die extreme Belastung wird nicht mehr als Druck aufgefasst. Stattdessen gehen die Betroffenen sogar mit mehr Elan an die Aufgaben und gehen somit zufriedener in den Feierabend. Deutlich schwerer ist es für die Arbeitnehmer, rechtzeitig die Reißleine zu ziehen. Wer sich als nicht noch mehr belastbar outet, hat schnell schlechte Karten. Die passenden Worte, eine akzeptable Begründung und den richtigen Zeitpunkt zu finden, ist nicht einfach - aber enorm wichtig, um drohende langfristige psychische Erkrankungen oder gar Depressionen zu vermeiden.
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