Westfalen-Blatt: Verjüngungskur bei der Polizei in NRW
Bielefeld (ots)
Der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger (SPD) hat der Polizei im Lande eine Verjüngungskur verordnet: In den 47 Kreispolizeibehörden und -präsidien dürfen in Zukunft bei der Schutzpolizei mindestens 60 Prozent und bei der Kriminalpolizei mindestens 30 Prozent der Beamten nicht älter als 41 Jahre sein. Das berichtet das Bielefelder Westfalen-Blatt unter Berufung auf das NRW-Innenministerium. Die Vorgaben müssen nach dem Erlass des Ministers mit dem Aktenzeichen 401-58.25.17 bis maximal 2021 erreicht werden. Zudem dürften in den Kriminalhauptstellen, wie zum Beispiel Bielefeld, 15 Prozent der Ermittler nicht älter als 31 Jahre sein, sagte Ministeriumssprecher Wolfgang Beus der Zeitung. Die 16 Kriminalhauptstellen in NRW sind für die Ermittlungstätigkeit einer ganzen Region zuständig. So übernimmt die Hauptstelle beim Polizeipräsidium Bielefeld die Ermittlungen, wenn sich in Ostwestfalen-Lippe ein schweres Verbrechen ereignet hat. Eine Verbesserung der Altersstruktur ist notwendig, da das Durchschnittsalter aller 40 000 Polizisten im Lande bereits 45 Jahre beträgt. Nur 18 Prozent aller Polizisten sind jünger als 34 Jahre, schreibt das Westfalen-Blatt. Die ältesten Beamten mit durchschnittlich 50 Jahren gibt es in den Kreisen Höxter und Heinsberg. Es folgen der Kreis Minden-Lübbecke, der Hochsauerlandkreis, der Kreis Olpe, der Kreis Coesfeld und der Kreis Steinfurt mit 49 Jahren. In Bielefeld beträgt der Altersdurchschnitt 46 Jahre, im Kreis Lippe 47 Jahre, im Kreis Gütersloh 45 Jahre, im Kreis Herford 47 Jahre und im Kreis Paderborn 48 Jahre. Die ältesten Beamten sind im Ermittlungsdienst tätig. In den kommenden zehn Jahren werden fast 50 Prozent aller 8700 Kripobeamten pensioniert. Langfristig müsse eine möglichst ausgewogene Altersstruktur in allen Kreispolizeibehörden und darüber hinaus auch in den einzelnen Direktionen gewährleistet werden, sagte Ministeriumssprecher Beus. Die Schutzpolizei ist in der Direktion Gefahrenabwehr und Einsatz (GE) zusammengefasst, die Kripobeamten in der Direktion K. Zudem gibt es noch die Direktion V, für die Verkehrspolizei. Nach dem neuen Erlass von Innenminister Jäger wurde für die Direktion V keine festen Quote für eine bestimmte Altersgruppe vorgegeben. Dennoch seien die Behörden gehalten, auch hier für eine ausgewogene Altersstruktur zu sorgen. Um der Pensionswelle bei der Polizei entgegenzuwirken, hatte das Innenministerium bereits im September 2011 die Zahl der Kommissarsanwärter von 1100 auf 1400 erhöht. In diesem Jahr erfolgte eine weitere Erhöhung auf 1470 Stellen und im nächsten Jahr sollen 1500 Anwärter eingestellt werden. Die jungen Beamten werden auch benötigt, da aufgrund der Pensionierungen bis zum Jahre 2020 nach einer Berechnung der Gewerkschaft der Polizei (GdP) bereits 576 Polizisten fehlen. Eingerechnet ist hier eine Abbrecherquote von sieben Prozent. In diesem Jahr übersteigt die Zahl der Neueinstellen noch die Zahl der Pensionierungen mit 267. Im Jahr der Landtagswahl, 2017, beträgt das Plus gerade noch zehn Beamte. 2018 fehlen bereits 220 Beamte, 2023 sind es sogar 762. Somit gibt es aufgrund der hohen Zahl der Pensionierungszahlen im Jahre 2025 gegenüber 2013 3713 Polizisten weniger. Bei der Neueinstellung von 1500 Kommissarsanwärtern im Jahr 2014 seien die Ausbildungskapazitäten erschöpft, sagte Ministeriumssprecher Beus. Die Schmerzgrenze sei sowohl bei den Fachhochschulen für öffentliche Verwaltung wie auch beim Ausbildungspersonal in den Kreispolizeibehörden erreicht. Mehr gehe nicht. Schließlich sei NRW derzeit das einzige Bundesland, das nicht bei der Polizei spare, sondern die Einstellungszahlen noch erhöhe. Bewerber für den Polizeiberuf gebe es genügend. In diesem Jahr hätten 8300 jungen Menschen Interesse bekundet. Beus: »Der Polizeiberuf sei nach wie vor attraktiv.« Bis 2017 müsse nun überlegt werden, wie man der Pensionierungswelle weiter begegne. Bues: »Wir prüfen ob wir Aufgaben, wie die Begleitung von Schwertransporten, abgeben können. Zudem wird untersucht, wie die Polizeipräsenz in den Fußballstadien zurückgefahren werden kann.« Eine weitere Möglichkeit sei es, Aufgaben bei der Fort- und Weiterbildung zu bündeln.
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