Westfalen-Blatt: zu Oettinger
Bielefeld (ots)
Als Günter Oettinger vor fünf Jahren sein Amt als Energiekommissar der EU antrat, witzelte die Union über sein radebrechendes Englisch. Er strafte seine Kritiker längst Lügen und tritt heute verhandlungssicher auf der europäischen Bühne auf. Nach seiner Benennung zum Kommissar für die digitale Wirtschaft ulkten die Beobachter, man habe ihn als Internet-Kommissar abgeschoben - ausgerechnet ihn, der nicht einmal ein Tablet bedienen könne. Sie werden sich wieder irren. Oettingers neuer Job gehört zu den Schlüsselpositionen einer Union, die in der digitalen Steinzeit festhängt. Die EU ist technologisch gesehen in 28 nationale Märkte zersplittert. Was nützt der Breitbandausbau in der Bundesrepublik, wenn er nicht auch in Polen, Österreich, Frankreich, Belgien und Dänemark in Gang kommt? In dieser Gemeinschaft gibt es noch Roaming-Zuschläge, wenn man ein Telefonat in einem anderen Land annimmt. So kann Europa keinen Führungsanspruch begründen. Oettinger wird alle Hände voll zu tun haben - als Industriepolitiker mit Durchschlagskraft. So ist sein Ressort konzipiert.
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