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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Energiesicherheit

Bielefeld (ots)

Es geht nicht nur um Heizungen, die kalt bleiben. Sondern auch um Unternehmen, die nicht mehr weiterarbeiten können. Die Rede ist von Krankenhäusern, die geräumt werden müssten. Und von öffentlichen Verkehrsmitteln, die stehen bleiben.

2006 und 2009 hat die EU in ihrer östlichen Nachbarschaft erlebt, was passiert, wenn Moskau den Gashahn aus politischen Gründen abdreht. Oder der lebenswichtige Brennstoff auf dem Weg durch die Ukraine auf wundersame Weise weniger wird.

Es ist Zeit, sich vorzubereiten - auf den schlimmsten Fall. Weil die langfristige Suche nach neuen Lieferanten, der Bau von Pipelines nicht hilft, wenn demnächst die erste Kältewelle hereinbricht. Europas Stärke ist seine Solidarität. Dieses Credo der Europäischen Kommission gilt politisch, wirtschaftlich und auch für den Energiesektor. Man hat gelernt. Leitungen, die lange Jahre nur von Ost nach West Gas pumpen konnten, wurden so umgebaut, dass im Notfall der Brennstoff auch umgekehrt fließt. Das hat Folgen, auch für Deutschland. Gut gefüllte Speicher sind nicht mehr nur zur Deckung des Eigenbedarfs da.

Die EU-Staaten sollen und müssen sich gegenseitig helfen. Mit erheblichen Konsequenzen: Denn die nationalen Verbrauchsanalysen, auf denen die Vorratshaltung aufgebaut wurde, reichen nicht mehr aus, um über den Winter zu kommen. Und ob danach genügend Gas eingekauft werden kann, um die Reservoirs schnell wieder nachzufüllen, steht in den Sternen.

Grund genug also, nicht nur über Pipelines und Füllstationen, über Pumpleistungen und Preise zu reden, sondern auch über die Beziehungen zu Moskau, die über den Ukraine-Konflikt auf einen eisigen Tiefpunkt gesunken sind. Im Mittelpunkt stehen Geld und offene Rechnungen, die die Ukraine seit Herbst vorigen Jahres nicht mehr bezahlt hat.

Inzwischen vermittelt die EU. Ob mit Erfolg, das wird die nächste Woche zeigen. Es ist vielleicht die größte Chance der beiden Streithähne, der Weltöffentlichkeit zu beweisen, dass sie verlässliche Geschäftspartner für Europa sind. Indem die einen ihre Lieferverträge erfüllen und die anderen nicht einfach abzapfen, was sie brauchen, sondern ihre Schnittstelle als Transitstation ernst nehmen.

Europa hat in den vergangenen Jahren zu spüren bekommen, wie erpressbar es ist. Doch das Umsteuern auf andere Erdgas-Produzenten, auf neue Energiequellen dauert länger, als man Zeit hat. Die längst erstellten Szenarien, wem die Regierungen der Mitgliedstaaten im Ernstfall die Heizung und auch weitere Energie abdrehen würden, um den Betrieb der Schlüsselbereiche sicherzustellen, liest sich dramatisch: Haushalte, soziale Einrichtungen, Kliniken. Ein harter Winter könnte die europäische Solidarität auf eine harte Probe stellen.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

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