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Westfalen-Blatt: zu Griechenland

Bielefeld (ots)

»Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg, aber der Wille muss von allen Seiten kommen. Deshalb ist es richtig, wenn wir immer miteinander sprechen.« Schöne Worte der Bundeskanzlerin. Jedoch lässt sich in der Griechenland-Krise weder ein guter Wille noch ein funktionierender Weg erkennen. Griechenland steht vor dem Bankrott. Die Frage lautet: Ist das Land noch noch zu retten und wenn ja, wie? Und was könnten die verschiedenen Szenarien für Angela Merkel bedeuten?

Fall 1: Griechenland fällt, aber Europa und die Finanzmärkte bleiben von den schlimmsten Folgen verschont. Dann wären zwar Milliardenbeträge verloren und gleichzeitig Angela Merkels Glaubwürdigkeit schwer in Mitleidenschaft gezogen. Trotzdem käme sie möglicherweise mit einem blauen Auge davon, weil Europa nicht untergegangen ist. Merkel wäre zwar in gewisser Weise gescheitert. Aber da sie die Rettung immer als alternativlos bezeichnet hat, könnte sie sich zum einen auf diese Aussage und zum anderen auf den fehlenden Willen der Griechen berufen. Dünnes Eis für Angela Merkel.

Fall 2: Griechenland fällt, und es kommt zum Flächenbrand in Europa. Auch andere hoch verschuldete Länder wie Italien, Portugal, Irland und Belgien folgen. Das wäre das Aus für den Euro, die EU und sicher auch für Merkel und ihre Regierung. Die weltweiten Börsen brechen zusammen. Horrorszenario.

Fall 3: Schuldenschnitt. Das wäre zwar sehr teuer, aber gleichzeitig auch eine Lösung, die möglicherweise das Allerschlimmste verhindern könnte, bevor es zum Crash kommt. Trotzdem bliebe auch dieses Szenario nicht ohne Folgen für die Kanzlerin, ganz gleich, wieviel die griechische Regierung selbst dazu beigetragen hat. Auch spielt keine Rolle, dass Merkel für alle Hilfspakete stets eine Bundestagsmehrheit hatte.

Fall 4: Einfach weiter so. Es werden wie bisher solange Milliarden gezahlt, bis Griechenland wieder auf die Beine kommt. Aber erstens kann das dauern und zweitens ist unklar, ob das überhaupt jemals passieren wird. Erst recht nicht mit dieser Regierung und diesen verworrenen Staatsstrukturen. Auch das Szenario könnte Angela Merkel früher oder später vor die Füße fallen.

Schließlich lehnt die Mehrheit der Deutschen weitere Zugeständnisse an Griechenland ab. Für die Kanzlerin verschärfend hinzu kommt, dass sie die eigenen Reihen längst nicht mehr geschlossen hat und auch die Unterstützung ihres wichtigsten Ministers, Wolfgang Schäuble, fehlt. Angela Merkel läuft Gefahr, sich möglicherweise selbst bald retten zu müssen. Man kann es drehen oder wenden, wie man will: Das Projekt Griechenland wird krachend vor die Wand gehen. Die einzige Frage lautet nur noch: Wie kommt Angela Merkel aus dieser Nummer noch heraus? Dass auch Sigmar Gabriel mit untergehen könnte, ist da schon fast eine Nebensache.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

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