Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu MH370
Bielefeld (ots)
Das Schrecklichste ist die Ungewissheit. Das Leid der Angehörigen nach einem tödlichen Unglück oder einem grauenvollen Verbrechen ist mit Worten schon kaum zu beschreiben. Das Warum fast nie zu beantworten. In fast allen diesen Fällen können Familien und Freunde jedoch zumindest Abschied nehmen, wissen, an welchem Ort sie später trauern, dem Verstorbenen nahe sein können. Ganz anders geht es denen, die über Wochen, Monate oder gar Jahre bangen. Die, die nichts über das Schicksal ihrer Lieben wissen, da sie verschollen sind. Diese Menschen leben in einem ständigen Auf und Ab der Gefühle - zwischen Hoffen und Hoffnungslosigkeit, zwischen Zuversicht und Verzweiflung. Erinnert sei hier an die Familie McCann, die seit 2007 verzweifelt nach ihrer in Portugal verschwunden Tochter Maddie sucht. Oder die beiden Kinder Inga und Elias. Beide sind wie vom Erdboden verschluckt. Die Angst um das Leben der Kinder bereitet den Eltern schier unerträgliche Qualen. Nicht anders dürfte es den Angehörigen der Menschen gehen, die an Bord der MH 370 saßen. Das Flugzeug der Malaysian Airlines mit 239 Personen an Bord wird seit dem 8. März 2014 vermisst. Keine Spur, kein Hinweis - die Boeing 777 verschwand einfach von den Radarschirmen. Selbst die aufwändigsten Suchaktionen blieben ohne Ergebnis. Angebliche Wrackteile im Meer entpuppten sich als Müll, mögliche Blackbox-Signale stammten aus anderen Quellen. Jede dieser Nachrichten aber zerrte an den Nerven der Angehörigen, schürte die Angst vor der Todesnachricht, machte dann wieder Platz für die Hoffnung. Kein Wunder deshalb, dass auch die Berichte von der Insel La Réunion über den Fund eines Flugzeugteils und eines Kofferstücks in Malaysia mit größter Vorsicht und eher skeptisch kommentiert werden. Es ist eine Spur, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Denn sowohl die Angehörigen der Menschen an Bord als auch alle Experten wissen nur zu genau: Selbst wenn die Fundstücke sich als Bestandteile des Flugs MH370 herausstellen ist das Mysterium um das Flugzeug damit längst nicht aufgelöst. Fest stände dann nur, dass die Maschine tatsächlich ins Meer stürzte. Damit hätten die Familien und Freunde der Menschen an Bord zumindest eine, wenn auch schreckliche Gewissheit - es gibt keine Hoffnung darauf, dass Passagiere und Bordpersonal noch leben. Dann gäbe es endlich die Möglichkeit, um die Opfer zu trauern. Wirklichen Frieden wird die Gewissheit aber für die Betroffenen nicht bringen. Denn die Fragen nach dem Warum und dem Wo des Absturzes, die werden bleiben. Eine Antwort darauf wird es - wenn überhaupt jemals - selbst nach einer entsprechenden Identifizierung der Wrackteile nicht so schnell geben.
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