Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Wincor Nixdorf/Diebold
Bielefeld (ots)
Es gibt Angebote, zu denen kann man schlecht Nein sagen - schon gar nicht als Vorstandsvorsitzender, der auch seinen Aktionären verpflichtet ist. Die 52,50 Euro, die der US-Konzern Diebold für eine Wincor-Nixdorf-Aktie bietet, sind ein solches Angebot. Ein Aufschlag um 35 Prozent - da werden die angelsächsischen Fonds, denen etwa 70 Prozent der Paderborner Aktiengesellschaft gehört, wohl kaum ablehnen. Doch die Aktionäre sind natürlich nicht die einzigen, die ein berechtigtes Interesse an dem Thema haben. Da ist zunächst die Belegschaft. Sie schätzt es, wenn die entscheidenden Manager ihre Büros in der Nähe haben und wichtige Entscheidungen nicht knapp 7000 Kilometer entfernt treffen. Andererseits kennen sie die seit einigen Jahren nicht eben luxuriöse Lage, in der die Branche steckt. Da gibt ein Konzern, der größer ist und darum mehr Geld in der Kasse hat, natürlich Sicherheit. Im Übrigen ist das Thema Besitzerwechsel für die »Nixdorfer« nicht neu. Börsengang, Krise, Einstieg von Siemens, erneut Krise, Einstieg der Fondsgesellschaft KKR, schließlich deren Rückzug: Dieses Wechselbad der Hoffnungen und Gefühle stählt einen für Situationen wie die aktuelle. Ein berechtigtes Interesse an dem Thema haben darüber hinaus die Kunden, also insbesondere europäische Geldinstitute. Sie werden sicher dafür plädieren, dass ihre Ansprechpartner nicht ins ferne Amerika umziehen. So treffen sich ihre Interessen mit denen Paderborns. Kaum jemand seit dem Heiligen Liborius hat die Paderstadt so verändert wie Heinz Nixdorf. Was wusste man vorher schon von Paderborn - außer vielleicht, dass es Sitz eines Erzbischofs und des katholischen Bonifatiuswerkes war? Mit Heinz Nixdorf wurde es der Motor der Informationstechnologie in Deutschland. Das ist Paderborn, auch nach dem Rückzug der Familie Nixdorf aus dem Unternehmen, geblieben. Davon künden heute nicht nur das Heinz-Nixdorf-Forum, das Nixdorf-Institut, der Flughafen, der Sportpark und vieles mehr. Auch die Idee eines Paderborner Fraunhofer-Instituts konnte nur auf einem Boden wachsen, der noch von dem großen Computerpionier bereitet worden ist. In Paderborn müssen jetzt die Glocken läuten - alle außer dem Totenglöcklein. Jetzt beginnt der entscheidende Abschnitt der Verhandlungen. Die Aufgabe für Vorstandschef Eckard Heidloff ist nicht leicht, auch wenn die Stadt hinter ihm steht. Doch wenn er Erfolg hat, ist das gut - auch für Diebold Nixdorf.
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