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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Oscar-Verleihung

Bielefeld (ots)

Wenn es einen sicheren »Oscar«-Kandidaten gibt, dann Idris Elba. Das Tolle daran: Der Mann ist ein Schwarzer! Wo doch sonst in diesem Jahr keine Schwarze für die begehrteste Filmtrophäe der Welt nominiert wurden! Das Dumme daran: Idris Elbas Film »Beasts of no Nation« lief schon bei Netflix. Fernsehverwurstung vor der großen Gala aber ist laut »Oscar«-Statuten verboten. Pech gehabt. Noch mal von vorne: Wenn es einen sicheren »Oscar«-Kandidaten gibt, dann Leonardo DiCaprio. Der Mann ist ebenfalls schwarz: dreckverkrustete Zottelmähne, dunkler Mantel, im Gesicht und an den Händen schwarz angetrocknetes Blut. Wenn man jedoch DiCaprio in den Vollwaschgang und anschließend in einen Smoking steckt, ist er dort, wo der Anzug aufhört, ganz weiß. Und blond obendrein. Das hat die Filmkritiker der Academy, zumeist steinalte weiße Männer, voll überzeugt. Der »Oscar« für DiCaprio gilt als sicher, und schwarze Konkurrenten wurden gar nicht erst nominiert. Die resultierende Rassismusdebatte ist folgerichtig, aber folgenlos: In den USA bestehen die Rassentrennung und die Segregation der Ethnien unverändert fort. An die USA als Schmelztiegel der Nationen haben ohnehin stets nur Leute geglaubt, denen 1945 schwarze GIs das erste Kaugummi ihres Lebens schenkten. Die reale Welt und die Filmwelt gleichen sich: Man liebt sie am meisten, wenn sie märchenhafte Züge tragen. Märchenhaft waren jene Zeiten, als die Stars einen Kassenknüller nutzten, um in seinem Windschatten einen kleinen, aber anspruchsvollen Film zu drehen. Das funktioniert nicht mehr. Neben »Avatar« und »Star Wars« ist kein Platz mehr für filmische Juwelen wie »A Most Violent Year« über den Moloch New York, die Mafia, die korrupte US-Justiz und gewaltbereite Wirtschaftsbosse. Schmutz! Wo bleibt unser Märchen? Aber ungewollt ist es eben doch so, dass Amerikas Kino jene Gesellschaft abbildet, von der es nicht erzählen will: Der Mittelstand löst sich auf, die Kluft zwischen Arm und Reich wird tiefer und tiefer. Zurück zum oben erwähnten Kaugummi: Eine US-Firma wollte allen Nominierten einen Präsentkorb im Wert von 200 000 Euro übereignen. Die Academy zog die Notbremse, und deswegen entgehen den Stars jetzt unter anderem 250 Euro teures Toilettenpapier und elektrische Marihuana-Joints. Auch das ist Pech. Das Pech der weißen Stars.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

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