All Stories
Follow
Subscribe to Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Burkini-Verbot aufgehoben

Bielefeld (ots)

Schön ist er nicht, der Burkini - der Ganzkörperbadeanzug für Frauen, der nur Gesicht, Unterarme und Füße ausspart. Aber schön ist der korpulente Mitsechziger im Stringtanga auch nicht - jedenfalls nach gängigen ästhetischen Vorstellungen. Doch darf eine freie Gesellschaft einfach verbieten, was nicht gefällt? Das höchste französische Gericht schob dem jetzt erstmal einen Riegel vor. Das Thema Terrorabwehr bietet jedenfalls kein Argument für eine solche Einschränkung der Bekleidungsfreiheit - der Schutz der Frauen, von denen Außenstehende nicht ohne Grund annehmen, dass viele den Burkini nur gezwungenermaßen tragen, schon eher. Doch lassen sich Erklärungen von Betroffenen, sie trügen dieses hässliche Stück Stoff, weil sie sich darin wohl fühlten und um lästigen Männerblicken zu entgehen, nicht einfach beiseite schieben. Erfunden wurde der Burkini von einer Australierin, Aheda Zanetti. Die Unternehmerin und Muslimin hat damit nach eigenen Aussagen ihren Nichten den Schwimmbadbesuch ermöglicht. In der Tat ist dies vermutlich das stärkste Argument gegen ein Burkini-Verbot: Nur so können Mädchen und Frauen erkennen, wie ihre Kleidung hier befremdet und mit wie viel Spaß andere ohne so viel Stoff ins erfrischende Nass tauchen. Genauso vollzieht sich gerade die Anpassung bei einer Gruppe von Russlanddeutschen, die vor einiger Zeit ebenfalls aus angeblich religiösen Gründen ihre Töchter mit kompletten Badeverboten belegten. Hintergrund der Burkini-Entscheidung in Frankreich ist die größere Diskussion um die angebliche islamische Frauenkleidung, gemeinhin »Burka« genannt. Auch hier macht Gelassenheit Sinn. Gegen begründete Einschränkungen etwa vor Gericht oder in Schulen lässt sich wenig einwenden. Weiter gehende Forderungen aber, die insbesondere in den sozialen Medien erhoben werden, könnten schon daran scheitern, dass dann Kopftuch, Hidjab, Al-Amira, Chimar, Tschador, Niquab und Burka einzeln bewertet werden müssen. Zum Schluss eine persönliche Anmerkung: Einen meiner schönsten Strandtage erlebte ich mit katholischen Nonnen, die irgendwo im indischen Kerala im vollen Ordenshabit - nur ohne Schuhe - neben einheimischen Frauen im Sari gebadet haben.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original content of: Westfalen-Blatt, transmitted by news aktuell

More stories: Westfalen-Blatt
More stories: Westfalen-Blatt
  • 25.08.2016 – 21:00

    Westfalen-Blatt: zu Pokémon und Datenschutz

    Bielefeld (ots) - Die Jagd auf Pokémon ist nicht Aufgabe der europäischen Behörden. Sie müssen aber einschreiten, wenn unter dem Deckmantel eines Spiels Schindluder mit persönlichen Informationen getrieben wird. Auch wenn die Datenschutz-Grundverordnung erst 2018 in Kraft tritt, so ist doch schon jetzt klar, wohin die EU will: Wer sich im Internet tummelt, darf kein Freiwild für Konzerne sein, die die Datenspuren ...

  • 25.08.2016 – 21:00

    Westfalen-Blatt: zum Freizeit-Monitor

    Bielefeld (ots) - Der Tag hat nur 24 Stunden. Neben Arbeit, Hobbys und möglicherweise Familienleben bleibt da wenig Zeit für Freunde, wie eine Freizeit-Studie zeigt. Gut, dass es Kommunikationsmittel gibt, um trotzdem in Kontakt zu bleiben. Auch wenn man sich dabei nicht immer direkt in die Augen schauen kann. Die Kommunikation hat sich von den Biergärten an den heimischen Computerbildschirm verlagert - oder ans ...

  • 25.08.2016 – 21:00

    Westfalen-Blatt: zum Erdbeben in Italien

    Bielefeld (ots) - Wenn in Italien die Erde bebt und Hunderte Menschen zu Tode kommen, ist die Anteilnahme in Deutschland besonders groß. Denn das beliebte Urlaubsziel weckt in jeder Hinsicht Emotionen. In diesen Tagen sind die Gefühle Mitleid und Trauer. Das Land mit dem größten Weltkulturerbe (47 Stätten) befindet sich geologisch in prekärer Lage. Das ist nicht neu und reicht weit zurück. Im Jahr 1688 starben in ...