Westfalen-Blatt: zu Peugeot/Opel
Bielefeld (ots)
Mut hat er, der Löwe, das Firmenzeichen von Peugeot. Schließlich wird er bei einem Kauf von Opel nicht nur dessen Produktion, sondern auch die Überkapazitäten und womöglich die Schulden übernehmen. Eigentlich wollte die europäische GM-Tochter das vergangene Jahr mit schwarzen Zahlen abschließen. Doch es wurde zum 17. Mal in Folge ein Verlust. Begründet werden die 241 Millionen Euro, die diesmal auf der Minus-Seite stehen, mit den ersten Auswirkungen der Brexit-Entscheidung auf die britische Tochter Vauxhall. Sicher steht es einem Löwen gut zu Gesicht, in der ersten Reihe zu stehen. Eine Übernahme würde den Konzern in Europa hinter Volkswagen auf Rang 2 hieven. Doch mit Marktmacht alleine ist noch nichts gewonnen. Die Aussicht, mit Opel an der Seite bei den Zulieferern niedrigere Preise auszuhandeln, dürfte schnell an Grenzen stoßen. Davon darf man ausgehen, zumal General Motors das mit Sicherheit auch schon probiert hat. Die Patente, von denen nun vielfach die Rede ist, dürften vielleicht beim chinesischen Miteigentümer Dongfeng auf Interesse stoßen. Tatsächlich macht der französische Löwe im Land des Drachen sogar mehr Umsatz als auf dem Heimatmarkt. Doch um in den Genuss von Know-how zu kommen, muss man nicht fusionieren. Kooperationen zwischen PSA und Opel gibt es schon seit einigen Jahren. Während die Suche nach dem möglichen Gewinner auch unter dem Eindruck früherer Übernahmen, die wie von Chrysler durch Daimler auch mal gescheitert sind, offen ist, kann die Frage nach einem Verlierer klar beantwortet werden. In Rüsselsheim, Eisenach und Kaiserslautern greift die Angst bereits um sich. Denn wenn Peugeot in der neuen Konstellation nicht mehr Autos verkaufen kann, wird der Konzern Überkapazitäten abbauen müssen. Und da sind bei einem Unternehmen, das sich zum Teil in französischem Staatsbesitz befindet, natürlich die heimischen Standorte geschützt. Das gilt übrigens unabhängig vom Datum der Präsidentenwahl und unabhängig davon, wer das Amt übernehmen wird. Da konnten die Opelianer bei einem Eigentümer, der seinen Sitz auf einem anderen Kontinent hat, trotz allem vielleicht sogar mehr Geduld und Rücksicht erwarten. Autos produziert Peugeot seit 1891, Opel seit 1898. Gegründet wurden die Unternehmen schon 80 bzw. 40 Jahre vorher. Dass es sie überhaupt noch gibt, beweist eine große Wandlungs- und Innovationsfähigkeit. Diese werden sie auch unter einem gemeinsamen Firmendach brauchen. Die Herausforderungen durch neue Antriebe, neue Fahrtechniken und neue Märkte sind gewaltig. Neue Wettbewerber wie Google und Apple bewegen sich sehr leichtfüßig und mit einem Kapital im Rücken, das man auch als Nummer 2 in Europa sehr, sehr ernst nehmen muss.
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