Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Fanausschreitungen beim Fußball
Bielefeld (ots)
Es sind die üblichen Nachrichten, nur zu bekannte Bilder. Es hat mal wieder gerumst beim Fußball, in Rostock, beim Pokalspiel des heimischen FC Hansa gegen die Hertha aus Berlin. Vermummte, Bengalos, Knallkörper und Sonstiges zur Verhinderung eines friedlichen Abends. Die ganze Palette, wieder einmal. Die Deutschen haben das natürlich nicht exklusiv. Als kürzlich bei einem Kopenhagener Stadtderby die Fetzen flogen, empfahl Borussia Mönchengladbachs dänischer Verteidiger Jannik Vestergaard der Obrigkeit seines Landes, solche Randalierer einfach mal in den »Knast« zu stecken. Das hatte er nicht in erster Wut so dahin gesagt, sondern schon mit Bedacht geäußert. Und er kann davon ausgehen, dass es auch hierzulande Hardliner gibt, die der offenbar bestens funktionierenden Abteilung Chaos, Hass und Zerstörung im großen Fußballbetrieb sehr rigoros Einhalt gebieten würden. Oder dies zumindest für das geeignete Mittel ihrer Wahl halten. Aber schon da entsteht eine Richtungskontroverse, in der die gemäßigte Seite auf Gespräche, Gespräche und nochmals Gespräche setzt. Die Einstellung zu Strafen fällt ebenfalls unterschiedlich aus. Das reicht von: muss zwingend sein bis zu bringt gar nichts. Aus allem ergibt sich vor allem eine Frage: Was genau ist der Plan? Der gewohnte Reflex nach so einer Randalepartie wie der in Rostock hilft schließlich nicht weiter. Der eine fordert dies, der andere das. Hätte die Polizei im Ostseestadion den Block stürmen sollen oder nicht? Alles dreht sich fortwährend im Kreis, zum Ziel führt das nicht. Nach jedem Spiel, das aus den Fugen gerät, wird wieder aufs Neue diskutiert und debattiert. Noch ist aber niemand aus dem Hamsterrad gefallen und hat den ultimativen Vorschlag unterbreitet. Das Entwickeln einer ebenso deutlichen wie einheitlichen Strategie erscheint nun immer mehr als unlösbare Aufgabe. Das Thema polarisiert - besser werden muss es, aber wie? Es fällt schon deswegen schwer, weil sich die Sachlage nicht über einen Kamm scheren lässt. Die Minenfelder sind mannigfaltig munitioniert: Es treffen rivalisierende Fangruppen aufeinander, wie jetzt in Rostock. Es gibt Ultras, die einen bösen Groll auf ihren eigenen Verein hegen, wie in Hannover. Und schließlich sind da noch die bloßen Kaputtmacher, die nur mal so aus Stuss ein paar Eisenbahnwagons zerlegen. Oder, noch übler, aus schierer Lust zur Gewalt anderen Menschen Leid zufügen. Wohin das noch führt? Antwort unmöglich. Irgendwo gibt es immer einen Kern, der sowieso nicht eingliederbar ist in den Prozess der Befriedung des Fußballs. Sie sollten der Strafverfolgung unterliegen. Nur stellt schon das bloße Identifizieren und Ausfindigmachen solcher Leute eine Herausforderung dar. Deren Trickkiste ist voller als jedes Punktekonto.
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