Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Bundestagswahl
Bielefeld (ots)
Wählen Sie doch, was Sie wollen!« Mit dieser Provokation ließ einst ein heute noch erfolgreicher Politiker aufhorchen. Eine wichtige Botschaft - verpackt in gespielter Gleichgültigkeit: Lange nicht erschien ein Slogan so passend wie zu diesem Wochenende, wie zur Bundestagswahl 2017. Deutschland steht vor einer Zäsur, aber ist sich das Land darüber im Klaren? Man muss das fragen, weil ein »Ja« als Antwort nicht eben sicher erscheint. Sicher aber ist: Unsere Demokratie ist kein Spiel - und ein Selbstläufer ist sie erst recht nicht. Der Zusammenhalt unserer Gesellschaft organisiert sich nicht von allein - er muss immer wieder neu errungen und austariert werden. Also: »Wählen Sie doch, was Sie wollen!« Aber seien Sie sich bitte auch der Konsequenzen Ihrer Wahlentscheidung bewusst. Zum ersten Mal in der knapp 70-jährigen Geschichte der Bundesrepublik dürfte einer Partei der Sprung in den Bundestag gelingen, die in Teilen eine offen rechtsnationalistische Politik postuliert und propagiert. Ja, man muss über die AfD reden, und man muss mit ihren Spitzenleuten streiten. Vor allem aber muss man mit denen reden, die glauben, hier eine politische Kraft gefunden zu haben, die es nicht nur anders, sondern besser macht. Ich versuche es dann hier mal: Lieber Leser, wenn Sie die AfD wählen wollen, dann wird Sie dieser Text kaum daran hindern. Mein Hinweis nur: Machen Sie sich klar, dass es auch bei dieser Wahl um die besten Konzepte für die Zukunft und nicht um die lauteste Klagen über die Vergangenheit geht. Gewiss, viele Ihrer Fragen beispielsweise zu den Flüchtlingen und deren Integration, zu Kriminalität und Terror sind nicht falsch, sondern berechtigt - und sie waren es von Anfang an. Doch bedenken Sie auch: Es geht es um weit mehr als um einen »Denkzettel« - es geht darum, die besten Antworten zu finden. Und die Chancen dafür stehen gar nicht so schlecht: Im neuen Bundestag mit voraussichtlich mehr Parteien werden die Meinungsverschiedenheiten zunehmen. Das muss kein Schaden sein - im Gegenteil. Eine lebendige Demokratie ist nicht im Schlafwagen zu gestalten. Sie lebt vom Streit, und davon haben wir in den vergangenen vier Jahren gewiss zu wenig gehabt. Kontroverser und lauter kann es, ja sollte es sogar unbedingt werden. Hass und Hetze aber sind fehl am Platze. Ein rückwärtsgewandter Furor nützt niemandem! Wir brauchen gerade in der Politik einen harten und konstruktiven Wettbewerb. Nur so sind die immensen Herausforderungen in einer globalisierten Welt zu meistern. Und genau das wird die Aufgabe des neuen Parlaments sein - über dessen Zusammensetzung wir alle an diesem Sonntag bestimmen dürfen. Ein Recht, um das uns übrigens sehr viele Menschen in der Welt beneiden. Darum: Gehen Sie wählen! Es ist auch Ihr Land, um das geht!
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