All Stories
Follow
Subscribe to Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt: das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum deutsch-chinesischen Handel

Bielefeld (ots)

Wenn zwei sich mit demselben streiten, liegt es nahe, dass sich die zwei verbünden. Donald Trumps Politik der Zollschranken frustriert Europa genau so wie China. Eine Solidarisierung und abgestimmte Reaktionen machen daher Sinn. Weiter soll und wird die Bundeskanzlerin bei ihrer China-Reise nicht gehen. Denn obwohl Peking gerade die Zölle auf Autos und Autoteile deutlich senkt und außerdem angekündigt hat, ausländische Investoren künftig nicht mehr zu zwingen, inländische Teilhaber ins Boot zu nehmen, hinkt die Liberalisierung hinter dem Weltmarkt und selbst den USA hinterher. Für China spricht, dass in diesem Fall die Richtung stimmt. Die USA ziehen Mauern hoch, während Peking es sich offensichtlich heute leisten kann, Schranken abzubauen. Der Vormarsch der chinesischen Volkswirtschaft, die zum 100. Jubiläum der Volksrepublik im Jahr 2049 die führende Industrienation der Welt sein will und es vermutlich auch sein wird, ist in weiten Teilen politisch gesteuert. Nach dem Vorbild Südkoreas, Taiwans und einiger anderer Staaten in Asien werden die Einnahmen aus der Zeit, in der China fast ausschließlich verlängerte Werkbank westlicher Konzerne und Produzent von Billigstprodukten gewesen ist, genutzt, um möglichst schnell moderne Industrien aufzubauen. Dabei konzentriert sich das Regime nach dem Willen von Staatspräsident Xi Jinping auf die Autoproduktion, auf Energie, Robotik, Biomedizin und Medizintechnik. In diesen Schlüsselbranchen arbeitet der Staatsapparat Hand in Hand mit der privaten Wirtschaft. Investoren in den Kauf ausländischer Technologieführer können sich in diesen Sektoren der Unterstützung durch Partei und Regierung sicher sein. Zusätzlich sichert Peking das Fundament - die Versorgung mit seltenen Rohstoffen - mit durchaus zweifelhaften Methoden durch Landkauf und Infrastrukturausbau in Afrika ab. Hinsichtlich des Technologietransfers richtet sich Chinas Blick aber auf Europa und insbesondere auf die versteckten Weltmarktführer, die Hidden Champions, in Deutschland. Für die Arbeitnehmer hierzulande muss das nicht von Nachteil sein. Chinesische Investoren schauen sehr genau an, was sie erwerben. Sie kaufen, nicht um plattzumachen, sondern um langfristig zu profitieren. Dafür müssen sie - wie vielerorts und auch in OWL geschehen - mit den Beschäftigten zusammenarbeiten. Das Problem aus deutscher Sicht ist das Ungleichgewicht. Europäische Unternehmen können in China weit weniger frei agieren als chinesische in Europa. Darüber spricht Peking nicht gerne. Es ist an der Kanzlerin, das Thema bei ihrer Reise trotzdem anzusprechen. Ansonsten klafft in der Kette der Argumente, die zu Recht gegen Trumps »America first« vorgebracht werden, eine Lücke.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original content of: Westfalen-Blatt, transmitted by news aktuell

More stories: Westfalen-Blatt
More stories: Westfalen-Blatt
  • 21.05.2018 – 21:00

    Westfalen-Blatt: das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zu Özil und Gündogan

    Bielefeld (ots) - Als das Schloss Bellevue zuletzt die große Kulisse lieferte, ging es um nicht weniger als eine Regierungskrise im größten EU-Staat. Nach dem Scheitern der Jamaika-Verhandlungen hatte der Bundespräsident die Vorsitzenden der im Bundestag vertretenen Parteien einbestellt, um vor allem seine SPD auf die staatspolitische Verantwortung einzuschwören. ...

  • 17.05.2018 – 21:00

    Westfalen-Blatt: das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zur EU-Klage gegen Deutschland

    Bielefeld (ots) - Die Klage der EU-Kommission gegen Deutschland wegen überhöhter Luftschadstoffwerte kommt ungefähr so überraschend wie der nächste TÜV-Termin beim Auto - nämlich mit Ansage. Nun bedeutet die Klage noch nicht, dass Deutschland tatsächlich verurteilt wird. In diesem Falle würde wohl eine Milliardenstrafe fällig. Doch der Druck wächst, das ...

  • 16.05.2018 – 21:00

    Westfalen-Blatt: das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Schulweg-Urteil des OVG Münster

    Bielefeld (ots) - Wie gefährlich darf ein Schulweg sein, dass Grundschüler ihn noch zu Fuß zurücklegen können? Über diese äußerst subjektive Betrachtung mussten jetzt die Richter des höchsten Verwaltungsgerichtes in NRW entscheiden. Eines vorweg: Solange man die örtlichen Gegebenheiten im konkreten Fall im rheinischen Wegberg nicht kennt, ist jedes ...