Westfalen-Blatt: ein Kommentar zur Arbeitszeiterfassung
Bielefeld (ots)
Es gibt in Deutschland eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Die einen halten sich streng an die in Tarifverträgen vorgegebenen Arbeitszeiten. Die anderen, oft Besserverdienende, wollen ihre Leistung nicht in Stunden messen lassen, sondern am Ergebnis. Für sie und ihre Arbeitgeber ist Vertrauen besser als die Kontrolle mit der Stechuhr. Künftig aber wird das nicht mehr möglich sein. Das Urteil des Europäischen Gerichtshofs, das dafür verantwortlich ist, ist lebensfremd - und weltfremd. Viele wollen keine scharfe Linie, die Beruf von Freizeit trennt. Vor allem in jungen und kleineren Betrieben ist es selbstverständlich, dass man mal länger arbeitet, aber dafür ohne Bettelei und Formularkram eine Auszeit nehmen kann, um etwa das Kind zum Arzt zu begleiten. Das Urteil des EuGH schadet den Unternehmen, weil es mehr Bürokratie bedeutet und sie gegenüber der Konkurrenz außerhalb der EU zurückwirft. Im Job nimmt es manchen den Spaß und verschärft den Druck - schon weil, wenn die Stechuhren laufen, nun jedes private Gespräch bei der Arbeit suspekt erscheint.
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